Kurzinfo
Geeignet für: Windsurfer, Kitesurfer
Revier: Welle
Windrichtung: beste keine Angabe, fahrbar keine Angabe
Intro
Marokko, im Nordwesten Afrikas gelegen, hat einfach alles: einerseits eine beeindruckende Natur – Gebirge und Wüsten, fruchtbare Ebenen und endlose Atlantikstrände, Wahnsinnswind und Monsterwellen – und andererseits eine zwar alte, doch genauso lebendige Kultur – wunderschöne Architektur und vielfältiges Kunsthandwerk, sowie quirlige Städte bestehend aus verwunschenen Gärten, verwinkelten Gassen und verwirrenden Märkten.
In den zwei Wochen, die ich im Juli 2001 dort verbrachte, habe ich natürlich nur einen winzigen Eindruck von alldem mitnehmen können – und dummerweise war ich ja hauptsächlich zum Windsurfen da!!! Da allerdings kam ich fast zu 100 Prozent auf meine Kosten, im Sommer bläst der Nordostpassat mit einer unglaublichen Regelmässigkeit und Stärke, man sollte also unbedingt kleinstes Material dabeihaben.
Allerdings erwärmt sich das Meer selten auf mehr als 18 Grad, ich habe dort auch genügend Jungs gesehen, die mit 5/4er Semitrocken-Anzügen unterwegs waren und ich habe in meinem 4/3er Steamer furchtbar geschnattert!! So heiss Marokko im Landesinneren ist, so kalt ist der Wind am Atlantik (wir wollen uns mal nicht beschweren, der Starkwind im Sommer entsteht schliesslich durch die Sogwirkung des extremen Temperaturunterschiedes „heisses Land – kaltes Meer“) – man betrachte zum Beispiel die Locals rechts und vergesse nicht: wir haben JULI !!!! Das ist auch der Grund, warum sich die wohlhabenden Familien aus Marrakesch im Sommer in ihre kühlen Ferienhäuser bei Essaouira flüchten und dann in Massen die Strände bevölkern. Aber für uns Surfer bleibt immer noch genügend Platz, besonders weil das permanente Sandstrahlgebläse irgendwann auch die Hartnäckigsten vertreibt.
Spotbedingungen
In der Bucht von Essaouira gibt es zwei Surfschulen: die französische UCPA in Luv und die Station Océan Vagabond von Bruno Erbani, die weiter in Lee und nicht nur wegen der geringeren Windabdeckung deutlich eher zu empfehlen ist. Eine sehr gute Beschreibung der Bucht sowie der Windverhältnisse findet ihr auf der Website von Surf & Action, dann brauche ich mir die Hand nicht mehr ganz so fusselig schreiben!!! Meine ganz persönliche Einschätzung ist allerdings, dass diese Bucht durch ihre Halbmondform zwar sehr sicher ist, der Wind jedoch durch die Abdeckung des Hafens bzw. der Medina extrem böig ist (ausser ganz in Lee der Bucht). Und das nervt – besonders bei 7 – 8 Beaufort. Da hat man dann mit 4,1 qm die Wahl zwischen „bis zu den Knöcheln im Wasser stehen“ und „kleiner Saltoeinlage zur Volksbelustigung“. Super!!!
Auch entsteht die richtig gute Welle (ich hatte zu der Zeit immerhin untypische 1,5 m) erst ganz in Lee der Bucht, so dass man auch keinen sideshore Wind mehr zum Springen und Wellenabreiten hat. Ich persönlich finde also die Reviere Sidi Kaouki und Cap Sim 25 km südlich von Essaouira eher zu empfehlen, dicht gefolgt von Moulay Bouzerqtoune, das ca. 35 km nördlicher liegt, allerdings in puncto Sicherheit und Einstiegskomfort nur etwas für Leute ist, die ganz sicher wissen, was sie tun. Und wie wir wissen, kann es auch einem Crack mal das Material zerlegen 😉
Ich kann also Marokko nur jedem ganz schwer ans Herz legen, allerdings sollte man auf alle Fälle ein Auto mieten und sich auch Marrakesch vor dem beeindruckenden Massiv des Atlas ansehen, mit seinen wilden Souks und dem verrückten Hauptplatz, der Djemaa el Fnaa. Aber davon fange ich jetzt lieber gar nicht erst das Schwärmen an….. 😉
Allgemeine Infos
Wie kommt man hin?
Entweder mit dem eigenen Auto von Tarifa nach Tanger oder Ceuta (Info-Telefon: 0034-956-681830), dann die Landstrasse P2 nach Larache, dort auf die Autobahn (Mautgebühr ist vernachlässigbar gering) über Kénitra und Rabat (Vorsicht, schön auf der Umgehungsstrasse bleiben!!!) nach Casablanca, dort wieder auf die Landstrasse P8 nach El Jadida, ab da ins Landesinnere parallel der Küste immer der P8 bis nach Essaouira folgen. Oder nach Agadir fliegen und schon vom deutschen Reisebüro aus einen Wagen mieten.
Entfernung von Tanger ca. 800 km, Zeitbedarf 8 – 10 Stunden, von Agadir 170 km, ca. 2 Stunden. Unbedingt noch in Tanger oder Agadir wechseln, kaum eine Tankstelle nimmt Kreditkarten und ausländische EC-Karten schon gleich gar nicht. Und möglichst nicht nachts fahren, schon tagsüber sind die vielen lebensmüden Esel auf den Strassen saugefährlich!!!
Geld?
Im Juli 2001 waren 100 Dirham vergleichbar mit 10 Euro. Am Hauptplatz am Hafen von Essaouira gibt es genug Banken zum Geld abheben und wechseln, man sollte aber darauf gefasst sein, dass die Automaten an den Wochenenden auch mal leer sind…
Einkaufen?
Es gibt einen ganz anständigen Supermarkt an der grossen Hauptstrasse, die parallel zur Strandpromenade verläuft, ansonsten gibt es eine grosse „Lebensmittelstrasse“ in der Medina mit ihren etwas befremdlichen Metzgereien und gut sortierten Obst- und Gemüseständen. Wenn man den marokkanischen Einrichtungsstil mag, wird man in der Medina überall fündig, besonders schön sind die mit Intarsien eingelegten Holztabletts, die Keramiken aus Safi und die Eisenlaternen in allen Grössen und Formen aus Marrakesch. Auch einen Surfshop findet man in der Medina, einfach Bruno nach dem Weg fragen.
Alkohol?
Gibt es bei den Moslems eigentlich nicht, höchstens in den grösseren Hotels (das Sofitel Mogador an der Strandpromenade hat eine ganz gut sortierte Bar mit Livemusik) – für Strandpartys muss man sich Bier oder Wein in einem kleinen Laden (in einer Seitengasse parallel zur Strandpromenade, kurz vor der Gabelung derselben Richtung Medina rechts rein…Einheimische fragen, Hinweisschilder gibts nicht!!!). Aber vielleicht haben sich ja die Sitten inzwischen gelockert…
Essen?
Schwierig – ich kann eigentlich höchstens die Pâtisserien empfehlen, ansonsten gibt es noch einen Fischmarkt kurz vorm Hafen, wo man sich das Viech, das man dann gleich gegrillt auf dem Teller haben will, an Ständen mit rudimentären Tischen aussuchen kann. Sehr günstig & sehr witzig!! Aufpassen mit Salaten, sämtlichem Eis, nicht ganz durchgebratenem Fleisch und ungewaschenem Obst – Montezumas Rache schlägt gnadenlos zu!!! Wasser grundsätzlich nur aus der Flasche trinken und für alle Fälle Kohletabletten o.ä. mitnehmen.
Wohnen?
An den Spots wie Sidi Kaouki oder Moulay wird direkt am Strand wild gecampt, auf dem Parkplatz vom Océan Vagabond darf man nachts gar nicht stehen, dafür gibt es etwas südlicher am Rand von Essaouira gleich beim Leuchtturm einen ganz anständigen Campingplatz.
Vernünftig sind auch Apartments, für ein solches muss man nur auf die an der Strandpromenade mit einem Schlüssel winkenden Kinder achten – diese zuerst etwas befremdliche Sitte erlaubt einem tatsächlich ein relativ bequemes Wohnen zum Spottpreis.
Ansonsten je nach Geldbeutel Hotels wie die „Villa Marokko“ oder die „Villa Quieta“, oder gleich 4-Sterne-Kästen wie das Ryad Mogador, buchbar über Surf&Action – oder einfach Bruno vom Océan Vagabond nach einem Tipp fragen…
Internet?
Es gibt drei Internet-Cafés, das billigste auf der Verlängerung der Strandpromenade gleich hinter dem Stadttor nach 20 m links im 1. Stock, ein weiteres auf dem kleinen Platz vor dem Hafen in einer Art Kiosk und das bestausgestattetste und auch teuerste auf der grossen Hauptstrasse, die parallel zur Promenade verläuft (Hinweisschilder beachten).
Gesundheit?
Man sollte auf keinen Fall riskieren, ein Krankenhaus in Marokko von innen sehen zu müssen – erstens ist das nächste sehr weit entfernt und zweitens würde ein verweichlichter Europäer die Attacken marokkanischer Bakterienstämme kaum überleben…
In Notfällen am besten Bruno nach einem guten Arzt fragen und unbedingt eine gute Auslandskrankenversicherung mit Rücktransport abschliessen!!!
Mobilfunknetze?
Kann man getrost vergessen, manchmal funktionieren die Handys, aber meistens eher nicht!!! Beim eigenen Anbieter vor der Reise fragen, was empfohlen wird.