Kurzinfo
Geeignet für: Windsurfer, Kitesurfer, Wellenreiter
Revier: Welle
Windrichtung: beste keine Angabe, fahrbar keine Angabe
Reisebericht
Wir, Sepp und ich, nahmen unseren gemeinsamen jährlichen Surfurlaub wieder mal in Angriff. Nach Kanaren, Ägypten, Griechenland, Südafrika und dgl. waren die Kapverden nun unser Ziel. Reisetermin: 30. März 2000 bis 10. April 2000 – Optimal, da 11 Surftage nun anstanden.
Anreise:
…umständlich, da Umsteigen von München aus in Frankfurt. Transfer rasch und unproblematisch.
Das mit 6 Stunden Reisedauer kann man vergessen. Anreise geht zwar noch einigermassen, aber die Rückreise über Westafrika beschert einem eine Reisedauer von fast 20 Stunden! (Macht aber nichts, denn man fliegt ja voller Erlebnisse zurück!)
Hotels:
Sehr empfehlenswert das Nha Terra. Die anderen Möglichkeiten sind nur Durchschnitt. Am ehesten noch das Albatros, da es vom Spot her am besten liegt.
Essen:
Fisch, Fisch, Fisch…aber ehrlich: frisch gefangener Thunfisch wird so vielseitig zubereitet, dass auch Fleischliebhaber zu echten Meeresfrüchte-Fans werden! Entlang des Strandes von Santa Maria gibt es einige äusserst leckere Restaurants.
Unbedingt vormerken: nahe von Patrick Heintz´s Bar „Kalema“ gibt es eine weitere „Freiluft-Bar“: das Squeeze – jeden Donnerstag Grillabend! – Phantastisch einfach und freakige Stimmung!
Überall am Strand kann man zu fairen Preise (wie zuhause) leckere Thunfisch-Snacks kaufen (dazu passend kühles Bier!) Frühstück ist im Nha Terra regelmässig und einfach: Cafe, Butter, Bananen, Käse und Marmelade (nach einigen Tagen haben wir uns dann Nutella und Cornflakes gekauft)
Where to go?
Santa Maria klingt genau so wie es ausschaut – verschlafen und eine wenig moderne „high-noon-town“. Aber abends geht die Post ab. Wobei abends ab 24.00 Uhr ist. Wir starten immer in der Kalema-Bar unmittelbar neben der Pension Nha Terra. Hier werden Videos vom Tage gezeigt und man kann sein Mänöverkünste direkt bei einem Bier oder ähnlichem kommentieren. Tolle Idee von Patrick, täglich Videos zu drehen! Anschliessend schlendern wir dorfeinwärts ca. 200 m und biegen dann links ab. Richtung „Squeeze“. Irre Bar!! Zwar nur 2 Tische im freien, aber cooler Sound, absolut grooviger Barkeeper (Renaud Simhon – Waveboarder der Weltklasse) und wunderhübsche Barmaid. Nach einigen Umdrehungen treiben wir uns Richtung Dorfrand voran zur Disco „Pirate“. Total überfüllt, Caribian Sound und die Zeit vergeht wie im Flug! Wem´s hier nicht passt torkelt weiter wieder Richtung Dorfmitte zur anderen Disco (Name leider vergessen). So gegen Morgengrauen absolut empfehlenswert: „Rasta Bar“ (als Fleissaufgabe selber suchen!! – aber leicht zu finden). Ca. 8 m2 gross, Mama bruzelt Thunfisch-Bällchen, statt Verputz an den Wänden überall Bob Marley-Poster, an der Decke das letzte RRD-Board in Virgin-Weiss und dazu Grog – knallt dir mit Sicherheit die Sicherungen durch, aber garantiert am nächsten Tag kein „Hammerwerfen-in-der-Gedächtnishalle“! Hier findet man meistens noch jenen Rest der Surfer aller Hautfarben und Nationen, die auch auf dem Wasser immer die Letzten sind. Mit dem Autopilot dann irgendwann wieder zurück in die Falle.
Surfen
Station beim Hotel Albatros: F2 und North
Station beim Hotel Morabezza: Mistral und Neil Pryde
F2: klein und fein, auch einige JP-Modelle, alles optimal in Schuss
Mistral: sämtliche Boardtypen ausreichend zur Verfügung, einige etwas mitgenommen trotz neuestem Baujahr
Bucht:
halbmondförmig und von Landzunge zu Landzunge ca 3 km
Luvseitige Landzunge: beherbergt das Hotel Albatros und der Spot; Wind vorherrschend von Luv-Landzunge Richtung Lee-Landzunge (also parallel zur Tangente des Halbmondes – klar?). Station klein, aber fein und ideal zum ausruhen zwischen den Surfsessions. Nur bei Flut irrer Shorebreak, der kaum Zeit zum Starten lässt. Ansonsten vom Albatros bis zur Luv-Zunge otpimaler Flachwasser-Spot, der Richtung offenes Meer das flache Wasser immer mehr anhebt und zu einer Glattwasser-Dünung werden lässt. Surft man weiter über die Landzunge, dann gehts ab: ca. 4 m hohe Dünung und bisweilen sehr ruppig! Weiter draussen ca 5 m hoch und ein wenig glatter, aber sehr gefährlich bei ev. Materialschäden, da man nicht mehr von Land aus gesehen werden kann!
Bei Standard-Tidenstand und Durchschnitts-Wind (5 Bft) dreht die Dünung um die Luv-Landzunge und beschert einem tolle Wellen – ca. 1,5 bis 2,5 m – die prima zum Abreiten sind! Immer wieder kann man zum Ausruhen oder Manövertraining einfach wieder halbwinds Richtung Albatros düsen und im Flachwasser sich entspannen!
In der Mitte der Bucht steht die Mistral-Station und das Hotel Morabezza. Station absolut Top, aber blöder Platz, da immer mit 2 bis 3 Schlägen und sehr weit hinaus Richtung Luv-Landzunge hochgesurft werden muss. Wurde im Sommer neu gebaut und soll nun toll aussehen. Shorebreak nie so heftig wie beim Albatros, aber bisweilen sehr tückisch und eine Freude für die Versicherungen. Beim Hochsurfen Richtung Albatros aufpassen! Denn zwischen den in der Bucht vertäuten Booten liegen mitunter Schwimmbalken und Taue, die so manchen heissen Ritt zu einem spektakulären Schleuderer mutieren liessen!
ie Wave-Spots Punta Preta und Rife sind zwar toll, aber wir waren mit dem „Hausrevier“ auch immer gut bedient!
Warnung!
Die Sicherheitseinrichtungen sind für solch ein Revier fahrlässig und lassen sehr zu wünschen übrig. Zwar beteuert jeder Veranstalter, dass Rettungsboote und Coastguards vorhanden sind, aber die Rettungsboote sind entweder verrottete Holzschinken und/oder ca. 50 m abseits des Ufers halb im Sand versunken oder Zodiacs ohne Luft, Trailer und Fahrzeug. Das mit dem Beobachten ist auch so eine Sache: hat man sich zu weit hinaus aufs offene Meer gewagt, ist die Dünung schlicht zu hoch, als dass von Land aus in ca 800 m Entfernung ein Surfer ausgemacht werden könnte! (während unseres Aufenthaltes wurden 2 Franzosen erst nach 2 Stunden Suche und trotz Hinweise anderer Surfer vollkommen erschöpft gefunden!). Der letzte rettende Punkt ist die leeseitige Landzunge. Danach hat man ca 2.500 Seemeilen Zeit, portugisisch zu lernen! Daher: ausserhalb der gedachten Linie zwischen den zwei Landzungen unbedingt immer zu Dritt surfen (einer bleibt beim Havaristen und der andere holt Hilfe) – alles andere ist fahrlässig!
Land und Leute
Santa Maria ist sehr einfach und für unser Empfinden voller Kontrast. Da gibt es gepflegte Häuser (Nha Terra) und direkt gegenüber eher Baracken als Heimstätte ohne Wasser und sanitäre Einrichtungen. Aber dies scheint eingentlich niemanden zu stören. Alternative wäre: Island-hopping. Aber zu teuer und eigentlich ist es um den Surftag zu schade.
Eine Besichtigung der alten Salinen auf Sal lohnt sich auf alle Fälle. Man kommt da auch in der Hauptstadt der Insel vorbei und erlebt hier ein bisschen ein geschäftigeres Treiben als in Santa Maria. Auf der Rückfahrt Richtung Santa Maria sollte man unbedingt noch das natürliche Schwimmbasins besuchen – kennt jeder. Faszinierend, was die Natur so im im Laufe der Zeit für eine gigantische und anmutige Einkerbung in die Küste vollbracht hat! Ansonsten ist Sal eine einzige riesige Schottergrube, die nicht viel an Naturschönheiten hergibt.
Die Bevölkerung der KapVerden hat ihren Ursprung von den Sklaventransporten zwischen Afrika und der neuen Welt Amerika. Diese historische Situation spiegelt sich auch heute noch in der Bevölkerung wieder. Es braucht schon ein wenig Zeit, bis die Leute auftauen und man muss aktiv auf die Bevölkerung zu gehen, dann gibt´s schon a Gaudi! Nimmt man Ägypten als Beispiel, so ist die Gastfreundschaft zwar nicht kalt, wird aber nicht mit so viel Hingabe und Offenheit präsentiert, wie von den Ägyptern. Macht nichts, wir haben uns dennoch recht wohl gefühlt!
Gesundheit
Sollte was Ernsthaftes passieren sofort zu den Kanaren fliegen lassen! Dort gibt es den gewohnten medizinischen Standard. Ansonsten empfehlen wir morgens ein Nutella-Brötchen garniert mit Bananenscheiben. Mit dieser Prophylaxe bekommt Ihr garantiert keinen Fluch-des-Pharao (der übrigens eher nicht im Wasser, sondern von der Hitze seinen Ursprung hat). Daher niemals ohne Kopfbedeckung, T-Shirt und Sonnencreme LS 25! Ausserdem empfehlen wir ca. 3 Wochen vor Antritt der Reise die Hände jeden Tag mit Nivea-Creme einzuschmieren. Die Haut wird dann elastisch und ihr könnt Euch das coole Tapen der Hände ersparen!
Und der Wind?
Einfach irre! Wir waren 11 volle Tage auf Sal und hatten nur 2 Tage unter 3 Bft.! Ansonsten: 3 Tage 6-7 Bft und tolle Wellen, 4 Tage 5-6 Bft und normale Dünung, 2 Tage 4-6 Bft mit Shore-Break und irren Wellen in der Bucht (!!!!) ideal zum Body-Surfen (2,5 m-Wellen!!)
Das Wasser angenehm warm, beständiger Wind, ideale Bedingungen für Welleneinsteiger, kein Massentourismus. Sal war wirklich bis dato das Beste, was wir über die kalte Jahreszeit erlebt haben. Eine Steigerung wäre nur noch die ITOMA – ein auf Surfer spezialisiert Motor-Katamaran, die um die kapverdischen Inseln cruist! Die ist aber echt sau teuer. Aber vielleicht könenn wir Euch da auch noch einen Bericht in Zukunft abliefern.
Autor
Dieter Gröber
Fotos
Surfgerd (moehnesee.de.ms)