Kurzinfo
Geeignet für: Windsurfer, Kitesurfer, Wellenreiter
Revier: Flachwasser, Welle
Windrichtung: beste keine Angabe, fahrbar keine Angabe
Reisebericht
Capo Verde – l `ultimo pardadiso… prangt die überschrift auf dem Reisemagazin vor mir auf dem Tisch. Ich befinde mich auf Boavista, einem der Ableger der Kapverdischen Inseln. Und laut dem Magazin also im Paradies, dem letzten Paradies! Das letzte Paradies auf Erden? Die Insel ist karg. Kein Wasser hier, kaum Bäume, ein paar verirrte Ziegen. Und nur eine handvoll Touristen.
Boavista ist noch weit vom Massentourismus entfernt. Aber es zeichnet sich ab am Horizont: Boavista in 5 Jahren: All incl. Resorts statt verlassener Strände. Der Flughafen wird jetzt ausgebaut: Dann landen Flieger direkt aus Mailand, zunächst. Bis jetzt ist Sal Rei, die „Hauptstadt“ eher ein verschlafenes Fischerdorf. Die Einheimischen leben in einfachen, baufälligen Baracken, teilweise ohne Dach. Sie gehen Fischen oder führen Inseltouren. Und dann gibt es manchmal auch noch richtig ausserordentliche Bedingungen, und das auf dem Wasser. Boavista läuft Triathlon. Wellenreiten, Kiten und Windsurfen…
Es war schon lange auf dem Plan und jetzt ist es soweit: Wir brechen auf nach Ervatao. Wir, das sind Toni vom Boavistawindclub, Janko, chronischer Boa Urlauber und ich. Ervatao liegt im Südosten der Insel und soll bei Nordost Swell und Wind konstante Sidehore Wave Bedingungen bieten. So ein Tag ist heute, der Wind weht schon morgens mit 6er Böen über die Bucht und wir packen schnell zusammen und alles in Toni`s 20 Jahre alten Landrover.Das Mobil ist ein echtes Sonderstück, die Sitze total abgerissen, die Türen gehen nicht auf, nur zu, von den Fenstern ganz zu schweigen und hinten, wo ich sitze ist es zwar gemütlich da ich mich einfach quer über die Kites lege, aber das Auspuffrohr ist undicht und ich kriege die ganzen Dämpfe ab. Unsicher ist ob es an den letzteren liegt, dem gleichmässigem Rütteln oder auch dem einschläferndem slowenischem Singsang von Janko und Toni, dass ich bald einschlafe. Als ich aufwache sind wir schon mitten in der Wüste von Viana. Der Weg führt uns dann durch enge Strassen einen Berg hoch, der nach Wildwest aussieht und überall Indianer mit Tomahawks vermuten lässt, was aber natürlich hier recht abwegig wäre, aber wer weiss. Meiner regen Phantasie macht Janko ein Ende indem er ein Gespräch über Westaustralien mit mir anfängt, wo ich noch nie war, aber natürlich noch hin will. Er erzählt von Bösen Wellen und ebenso gesinnten Spinnen.
Doch zurück nach Boavista, wir fahren durch 2 Dörfer, Norte und Fundo das Figueiras, die grünste aller Oasen der Insel. Hier sitzen und stehen die Leute am Strassenrand, und obwohl erst 11, einige schon mit lecker Sagres in der Hand und die Kinder winken fröhlich. Ein Ort mitten im Nichts und wir fragen uns was man hier sonst so machen kann, ausser… Am Ortseingang ein riesiges Schild, man sieht einen jungen Basketballer und ein lächelndes Schulmädchen mit Zöpfen. Darunter der Slogan: “Sex, ja, aber Später“ und „Ich schütze mich vor HIV“. In der darauffolgenden hitzigen Diskussion kommt folgendes heraus: Die Kids hier benutzen wenig Kondome und deshalb sind viele Mädels schon mit 14 Mutter, warum, weil allgemein bekannterweise auf den Inseln Kondomknappheit herrscht und einfach manchmal ausverkauft sind, also auch nicht in Apotheken erhältlich…Hallo?
Nach 1, 5 Stunden Schaukeln gelangen wir an den Spot. Die Oase von Ervatao liegt unter uns als der Landrover den letzten Hügel erklimmt. Der Wind bildet draussen auf dem Wasser schon fliegende Schaumkronen. Wie wir wissen herrscht gerade Ebbe, deswegen fahren wir langsam auf den Parkplatz und schauen uns erst mal gemütlich um. Ervatao ist ein langer Sandstrand und im Einstieg sind ein paar Steine, die bei Ebbe deutlich zu sehen sind. Die Welle läuft um eine Landzunge auf der linken Seite herum und kommt so geordnet bei Sideoffshore Wind von links in die Bucht. Der Swell ist heute klein, der Guru meldet nur 2m aber dennoch formen sich ansehnliche Rampen draussen und auch der Beachbreak sieht anziehend aus.
Wir bauen langsam und genüsslich auf und freuen uns schon auf die bevorstehende Session. Ich setze auf das 5,7 Instinct und das kleine Style. Die anderen sind bisschen, ja.., schmächtiger und pokern mit 5.0. Zusätzlich baue ich noch einen 12er Vegas auf, um nachher beim Tauschen nicht unnötig abzukühlen. Eine Banane später gehe ich schon ins Wasser und der Ozean empfängt mich. Es ist immer wieder ein faszinierender Augenblick an einem neuen Spot ins Wasser zu gehen, eine kleine Eroberung, ein Häckchen in der Surfbiographie. Vor allem an so einem abgelegenem Platz wie Ervatao, 1,5 h von der Stadt entfernt und selbige liegt ja schon im Niemandland.
Der Wind ist schön konstant und ich fahre gleich Vollgas los, das Wasser ist schön flach und ich habe das Gefühl auf Butter zu fahren. Ich bin sofort begeistert! Es ist 6 Monate her, dass ich bei konstantem Wind gefahren bin! Draussen auf dem Riff gehe ich gleich aufs ganze und springe schon gleich in den ersten Runden Tabletops und rotiere Vorwärts. Janko geht auch aufs Wasser und ich bin nicht mehr allein da draussen. Es passiert schon nach 10 Minuten: Ich mache einen höheren Sprung, verkante in der Landung und Peng! habe ich nur noch die Gabel in der Hand, mein Brett schiesst davon und ich sehe nur noch den abgebrochenen Stumpf meines Powerjoints. Den habe ich morgens extra noch mal durchgebogen, sah aus wie neu! Also kraule ich schon ein bisschen beunruhigt zum Brett und schaue , dass ich mich draufsetze . Janko kommt auf mein Zeichen sofort und ich schicke ihn zurück mir einen Joint holen. Dann habe ich Zeit mich umzuschauen, ich bin den Schlag schon ein gutes Stück rausgefahren und treibe nun seitlich zum Küstenverlauf in Richtung…Brazil!
Ich tausche letztendlich den Mastfuss und die Session geht weiter. Ich bin bald schon wieder unbeschwert , jetzt wo der Ernstfall erprobt ist, leider spucken mir noch andere Gedanken im Kopf herum, zetBe, was mache ich bei Mastbruch, liegt mein Material im Wagen sicher oder sicher unbewacht und wann war eigentlich noch mal genau mein Rückflug. Bald konzentriere ich mich aber wieder voll auf die Bedingungen und übe meine Aerials of the Lip brav weiter. Die anderen haben auch Spass und Toni glänzt mit sauberem Waveriding, Janko dagegen mit Sprüngen.
Nach 1,5 h sind wir erst mal durch und verziehen uns zum Auto um ein paar Kalorien aufzutanken. Der Wind nimmt über die Zeit ab und wir schauen uns bisschen um und finden bald sterbliche Reste von Meeresschildkröten, darunter ein riesiger Schildkröten Schnabel, der zu den schwereren Exemplaren gehört haben muss, und auch alte Eier. Toni erzählt , dass Ervatao auch für Forscher ein bekannter Karet Spot ist und sie hier campen und forschen. Ob sie auch mal daran gedacht haben hier Surfen zu gehen? Wir verlieren aber nicht zuviel Zeit und ich beschliesse dann meinen Drachen zu starten. Am Anfang fahre ich vorsichtig und respektvoll, ich habe keine Lust auf überraschungen mehr. Das Riff schaut leider immer noch deutlich raus und die Flut lässt auf sich warten. Dann später aber bei langsam auflaufendem Wasser lasse ich mir es nicht nehmen den Beachbreak als Rampe zu benutzen und katapultiere mich mit twisted tabletops, 720er tailgrabs und deadman bis 10m in den kapverdischen Himmel hinauf um auf dem Rückweg die Mikrowelle zu schlitzen und ordentlich spray zu verteilen. Die Anderen schauen vom Strand aus zu und werden animiert selber noch mal Windsurfen zu gehen.
Die Session wird ein bisschen kürzer, da der Wind doch weniger geworden ist, wir kehren aber gemeinsam und hochzufrieden zurück an den Strand. Der Trip war erfolgreich und bleibt für mich ein Highlight der Saison! Auf dem Rückweg philosophieren wir noch weiter über dies und jenes, ZetBe wer was für Flossen wo im Wasser gesehen hat und wann und auch wie man jetzt den Frontloop eigentlich mal durchgleiten könnte. Die Sonne geht unter als wir in der Wüste sind und ich fühle mich müde und frei wie lange nicht mehr. Ich realisiere, wie weit ich die letzten Monate weggekommen bin von dem was Surfen eigentlich ist. Ein Auto, das Equipment, ein leerer Strand mit Wavebedingungen und ein Picknick mit Gleichgesinnten. Ervatao, das Surf Andventure.
Natürlich ist der meistbefahrene Spot direkt in Sal Rei , wo auch die touristische Infrastruktur gewährleistet ist. Der Untergrund im Einsteigsbereich besteht aus einer Schwammkoralle, deswegen sind Schuhe für empfindliche Surfer empfehlenswert. In der Turtlebay ist der Untergrund meist sandig. Der Wind weht schräg ablandig von rechts und somit sind alle Reviere mit wenigen Schlägen schnell zu erreichen. Direkt vor den Stationen ist der Wind leider meist Böig, weiter draussen weht der Passat dann aber ein wenig konstanter.
Im Revier 1 (Stino) sind Flachwasserbedingungen. Gut für Freestyleshows.
Im Revier 2 (Funana) bricht sich eine 2-4 m hohe Welle (6m im März 2005) auf dem Riff zwischen der vorgelagerten Insel „Ilha do Sal Rei“ und dem Hafenkai. Dort ist Down the line Abreiten möglich! Die grössten Wellen entstehen wenn Nordwest Swells in die Bucht laufen. Das Funana ist an kleinen Tagen für Welleneinsteiger geeignet. Die Welle läuft eher langsam und sehr geordnet, also kann man sich sein Format aussuchen!
Im Revier 3 (Turtle Bay) sind je nach Swell zwei unterschiedliche Bedingungen: Bei Swell bricht hier eine bis 2 m hohe Welle, die sauber in die grosse Bucht läuft. Die Welle kann man auch abreiten, ist aber anspruchsvoll, da man von Amwindkurs bis Vorwindkurs abreitet. Ohne Swell ist das Wasser flach undist gut für Freerider. Hier weht der Wind oft mit einer halben Windstärke mehr als im Stino und dem Funana und vor allem konstanter! In der Turtlebay ist auch Wellenreiten möglich.
Im Revier 4: (Pool) finden Einsteiger die Vorort Besten Bedingungen zum üben, dort ist bei jedem Tidenstand Stehbereich und der Wind durch die geschützte Lage (Windabdeckung von Appartmenthäusern) etwas abgeschwächt. Auch die Kiter finden dort Platz zum aufriggen und starten. Der Pool befindet sich ca. 100m in Luv von der Happy Station.
Ausser dem Strand bei Sal Rei und Ervatao gibt es aber noch andere surfbare Spots. Zu beachten ist jedoch, dass diese Strände unbewacht sind.
Norden:
Praha Cabral, Riu d`Janeiro: Wellenreitspots mit right und left handern, bei Nordswells. Anfahrt: 10 min.
Süden:
St. Monica: Side Off von Links, starke Strömung, teilweise Monstershorebreak. Anfahrt: 1,5 h
Südosten:
Cural Velho: Side on von links. Starke Strömung, Shorebreak, Dünungswelle. Anfahrt: 2h
Osten:
Las Gatas: sideon von links. Anfahrt: 1h
St.Maria: am Wrack onshore von rechts, viel Shorebreak, Sandstrand, eher ein Kitespot. Anfahrt: 1h
Sonstige Infos:
EINREISE
Deutsche, Österreichische und Schweizer Staatsangehörige benötigen einen Reisepass, der zum Zeitpunkt der Ausreise noch 6 Monate gültig sein muss, und ein Visum. Dieses erhaltet Ihr nicht mit den Reiseunterlagen, sondern bei Einreise an der Passkontrolle.
DEVISEN
Die Landeswährung ist der Kapverdische Escudo (CV Esc). 1 Euro = ca. CV Esc 110.-, 1 $ = ca. CV Esc 88.-, 1 SFR = ca. CV Esc 70.-. Die Ausfuhr von Escudos ist untersagt. Devisen dürfen unbeschränkt mitgeführt werden. Kapverdische Escudos sind in Deutschland nicht erhältlich. Es empfiehlt sich die Mitnahme von Euro in bar und in Travellerschecks (Umtausch bei der Bank – bar günstiger als Schecks). Kreditkarten werden in der Banco de Cabo Verde zum Wechseln akzeptiert.
GESUNDHEIT
Impfungen sind nicht vorgeschrieben. In die persönliche Reiseapotheke gehören vor allem Medikamente gegen Magen- und Darmprobleme, Aspirin und Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor. Informationen zu Gesundheit und Impfungen gibt das Tropeninstitut über: www.fit-for-travel.de
VERKEHR
Wegen den Strassenverhaeltnissen ist es am Besten einen Fahrer anzumieten.
ORTSZEIT
Mitteleuropäische Zeit minus 2 Stunden bei Winterzeit, minus 3 Stunden bei Sommerzeit.
KLIMA und KLEIDUNG
Die Temperaturen liegen am Tage bei 20-28°C, nachts bei etwa 20°C. Die Wassertemperaturen halten sich konstant bei 20-23°C. Tagsüber empfiehlt sich leichte Sommerkleidung, für die kühleren Temperaturen abends wärmere Kleidung sowie in den Wintermonaten eine Windjacke.
AKTIVITÄTEN
Inseltouren, Dünenwanderungen, Whalewatching (Nur Maerz und April), Angeln, Quadfahren, Tauchen, Wellenreiten, Schnorcheln, …
SPRACHE
Amtssprache ist Portugiesisch. Französisch und Italienisch wird von vielen gesprochen, Englisch nur vereinzelt.
ESSEN und TRINKEN
Die Hotels bieten internationale Küche, jedoch überwiegen Fischgerichte. Die Auswahl der Speisen ist aber meist beschränkt, da fast alle Lebensmittel importiert werden müssen.
TRINKGELD
Ein Trinkgeld in Höhe von 10% des Rechnungspreises ist üblich.
WASSERVERSORGUNG
Aufgrund des trockenen Klimas können vorübergehende Engpässe bei der Wasserversorgung nicht ausgeschlossen werden.
STROM
220V Wechselstrom, es ist ein Adapter (Eurostecker) erforderlich.
TELEFONIEREN
Vorwahl Deutschland: 0049 (+ deutsche Vorwahl ohne 0)
Vorwahl Österreich: 0043 (+ österreichische Vorwahl ohne 0)
Vorwahl Schweiz: 0041 (+ schweizer Vorwahl ohne 0)
Die günstigste Möglichkeit zu telefonieren ist in der Telefonzentrale „Melitours“ im Ort, es funktionieren aber auch Mobilnetze. Ausserdem gibt es 3 Internet Center.
Autor
Milan Schnabel