Hurghada Kitebeach

Kurzinfo

Geeignet für: Windsurfer, Kitesurfer

Revier: keine Angabe

Windrichtung: beste keine Angabe, fahrbar keine Angabe

Reisebericht

Das übergepäck wird von der LTU gerne mitgenommen, allerdings gegen einen Aufpreis von 30 € für eine Kitesurftasche in 180 cm Länge. Deshalb hab ich mich für die LTU Card entschieden, die den selben Preis kostet, Sportgepäckmitnahmen zulässt, aber dazu noch ein Jahr Gültigkeit hat.

Die Anreise war in meinem Fall eher beschwerlich: Glücklicherweise hat mir der Expedient aus dem Reisebüro verschwiegen, dass der Hinflug über Luxor geht: nach 4 Stunden Zwischenlandung in Luxor, Fluggäste steigen ein und aus: das kann nervig sein, wenn man schon seit 6 Uhr auf den Beinen ist. Wir haben Hurghada dann um ca. 3 Uhr erreicht – von Luxor aus ist Hurghada nur eine halbe Flugstunde entfernt.

Für die Einreise bekommt man während des Fluges ein Visa Formular (Einreisekarte): die Eintrittskarte nach Ägypten: Die Karte sollte, um Zeit zu sparen, schon während des Fluges ausgefüllt werden. Viele Reiseveranstalter haben das Visum im Reisepreis inbegriffen, in meinem Falle kostete es 25 Euro (Normalpreis). Es gibt zwei Aufkleber in den Reisepass, die am Zoll abgestempelt werden. Bei der Ausreise wiederholt sich die Zeremonie: die Ausreisekarte muss ausgefüllt werden.

Am Flughafen erhält man denn auch sein Gepäck wieder: mein Pro Limit Kiteboardbag sah schon nach dem Hinflug aus wie ca. 6 Jahre gealtert. Löcher, Knicke, Risse und Verschmutzungen – was solls, Hauptsache die Boards und Kites sind heile: sind ja auch noch mal extra verpackt mit Luftpolsterfolie, Handtüchern und den Neoprenen als Stossschutz …

Verlässt man die Flughalle, stürmen sofort mehrere Ägypter auf einen zu: Ägypten ist ein armes Land, der durchschnittliche Monatsverdienst liegt bei 300 ägyptische Pfund, wobei 2 Pfund in etwa einer DM entsprechen und zwischen 4 – 4,5 Pfund einem Euro. Diese Menschen erscheinen Freundlich und Hilfsbereit – aber im Grunde wollen sie „Backshish“, was soviel heisst wie „Trinkgeld“.
Gehst du auf sie ein, sind sie freundlich, solange bis es ums Geld geht: davon wollen sie immer mehr: gehst du nicht auf sie ein, werden sie manchmal sogar aggressiv. Ich bin nicht das erste mal in Ägypten, daher gehe ich sofort auf Distanz: ich sehe niemanden an, vermeide Blickkontakte und wenn mich jemand anspricht ignoriere ich ihn. Will mir jemand die Tasche aus der Hand reissen, sehe ich Ihn böse an und sage einfach „no“. Das hilft. Auf diese Art und Weise erreiche ich „sicher“ den Bus und werde zum Hotel gebracht. Im Hotel geht die Gepäckträgergeschichte direkt weiter: nur diesmal mit dem Hotelpersonal: gleiches Spiel. Bin ich 60 und sehe gebrechlich aus ? Als ob ich meine Tasche nicht selber ins Zimmer rollen könnte.

Leider haben wir das Hotel erst um 16 Uhr erreicht. Um 17:00 Uhr wird es dunkel, da ist an kiten als nicht mehr zu denken, obwohl einige grosse Schirme unterwegs waren. Das Hotel Aladdin macht einen guten Eindruck: die Hotelanlage ist sauber und gepflegt, die Zimmer sind in Ordnung, halt typisch südlicher Standard: als Kiter/Surfer sollte man die Zimmer 140 – 170 nehmen oder 900 – 950. Diese liegen näher an dem Tommy Friedl F2 Procenter – die Anlage ist gross, man kann sich mit einem Kite und einem Brett unter dem Arm schnell einen Wolf laufen…

Das Essen im Hotel schwankt meines Erachtens nach deutlich: zeitweise war es schlecht, überwiegend aber – besonders zu dem „Arabischen Abend“ wurde sich grosse Mühe gegeben und das Essen war ganz hervorragend. Im Beach Albatros im Januar war das Essen von gleichbleibender guter Qualität. Was im Aladdin beim Frühstück stört ist, dass man seinen Kaffe mit heissem Wasser und Kaffepulver selber machen muss. Nichts für ungut, sonst gibt es nur positives zum Frühstück zu sagen.

All Inclusive heisst leider hier nicht alles immer drinnen: drinnen ist ein Mittagessen im Restaurant und das Essen an der Poolbar zwischen 15 und 16 Uhr (wer isst denn dann eigentlich zu Mittag???) sowie antialkoholische Getränke, Bier und Wein, landesübliche Spirituosen – für Internationale Markenspirituosen muss man bezahlen. Nun – warum ist das nennenswert? Ich möchte nicht, dass Ihr Euch den Urlaub versaut: es gibt einen Whiskey, der Johnnie Walker heisst. Nun, das Komplementärprodukt aus Ägypten heisst „Red Label“ und sieht für Nicht-Kenner genauso aus wie Johnnie Walker: nur dass ein übermässiger Verzehr dieses Getränkes mit Cola am Nachmittag nicht nur übelkeit und Choliken hervorrufen können: die Kopfschmerzen am nächsten Tag sind gesichert. Und zudem bin ich fest davon überzeugt, dass Dauerkonsum dieses Getränkes zur Erblindung führt.

Nochmal zu den Zimmern: die Zimmer sind OK: meistens ebenerdig, man kann also kein Fenster auflassen. Zumindest sollte man das nicht. Es gibt aber auch Zimmer im zweiten Stock. Wer möchte, kann so eines an der Rezeption abfragen. Mein Zimmer hat nur ein kleines Fenster: es gibt aber auch welche, die eine grosse Glasfront mit Terasse haben: auch das ist manipulierbar. Ich finde Zimmer mit mehr Tageslicht schöner, auch wenn man sich überwiegend am Strand aufhält. Mein Zimmer 153 war ganz in der nähe vom Strand zum Procenter.

Es gibt in Hurghada 2 Spots, an denen sich die Kiter treffen, die auch optimal zum Kiten sind: das Colona Wassersportzentrum vor dem Hotel Magawish und das Tommy Friedl Pro Center vor dem Aladdin/ Jasmin Village. An beiden Spots herrschen ähnliche Windverhältnisse: side- bis sideonshore, auf der Basis der thermischen Verhältnisse manchmal auch Side-offshore Wind.

Der Kitebeach am Tommy Friedl Pro Center vor dem Aladdin ist gepflegt und schön. Der Vorteil von genau dieser Stelle in Hurghada ist, dass der Wind hier seitlich auflandig ankommt. An den Stränden vor den anderen Hotels weht er genau Sideshore: hier macht die Bucht einen kleinen Knick, so dass man im Notfall bei Leinenriss immer wieder in absehbarer Entfernung das Land erreicht. Das Angebot von Tommy Friedl für 35 Euro das Material einzulagern, die Kompressorpumpe verwenden zu dürfen und einen Rückholservice mit Motorboot im Notfall zu haben ist nicht unbedingt schlecht. Legt man auf Service Wert: es gibt dann sogar Ägypter die einem den Kite und das Brett zum Strand tragen.

Am Colona Wassersportzentrum vor dem Hotel Magawish findet man ähnliche Bedingungen: eine aufgeräumte Station mit gepflegtem Sandstrand und nettem Personal. Internationales Publikum schafft auch hier eine angenehme Atmosphäre. Die Station ist gut equipped, neues Material sowie ein Motorboot gehören auch hier zu den den Bedingungen, die man vorfindet.

Hier trifft man täglich zig Kiter aller Nationen. Kontakt ist schnell geknüpft: die Leute sind alle sehr nett. Alleine Starten und Landen sollte man vermeiden: das Risiko, dass etwas passiert ist zu hoch (der Strand ist streckenweise auch ganz schön voll), und es sind immer Leute da, die hilfsbereit sind.
Am Strand bitte aufpassen: Anfänger (hier treten gerne die Italiener und die Russen hervor), die man hier trifft, sind oftmals Autodidakten, die den Kite noch nicht so gut beherrschen und durch die Sprachbarriere Tipps nicht so gut aufnehmen. Man sagt, es fliegt jede Woche einer vor die Hotelbegrenzungsmauer am Jasmin. In der Zeit in der ich da war, habe ich das so zum Glück nicht erlebt, passiert ist aber trotzdem vieles.
Der Strand ist sandig und direkt am Wasser auch recht sauber. Weiter hinten an der Betonwand finden sich eine menge Müll, der erst mal nur visuell stört. In Ägypten sind die Untergründe vor der Küste immer aus Riff, Schuhe sind hier Pflicht. Das Riff ist weitestgehend aus flachem, aber steinigem Untergrund. Der Streifen am Strand ist dennoch sandig und erhält deshalb das Prädikat anfängertauglich.

Der Wind in Ägypten ist ein reiner thermischer Wind: je heisser die Wüste desto doller der Wind: verstärkt werden kann der Wind durch ein Hoch / Tief, das dann aber eine Nord Süd Ausrichtung haben muss: der Wind geht immer von Norden nach Süden über das rote Meer: die Bedingungen sind in Dahab, Hurghada, Safaga, El Naaba und El Quisir gleich. Der Wind ist in den Monaten April bis Oktober i.d.R. zuverlässig zwischen 4,5 – 6,5 Bft, in den Wintermonaten muss die Thermik durch die Wetterlage unterstützt werden: gibt es diese Unterstützung nicht ist der Wind böig und baut sich oftmals auf bis 4 Bft auf, bricht dann aber gerne schon mal wieder zusammen. Auch kurze 4 Bft Phasen fliessen in die Windstatistik mit >4 Bft ein. Auf jeden Fall sollte man sich an solchen Tagen nicht zu weit vom Ufer entfernen oder sicher sein, dass man von der Station beobachtet wird.

Nachdem der erste Tag wegen Zwischenstopp in Luxor kein Kitettag war, gab es dafür am 2. Tag Wind: der Wind kam mit 3 – 5 Bft sogar zeitweise recht kräftig. Ein schöner Tag: in Boardshorts nur mit Trapez endlich mal wieder bei Temperaturen von 28 Grad Luft und 22 Grad Wasser….wie in der heimischen Badewanne, nur mit mehr Wind! Leider war der Wind böig, so dass zeitweise richtig geschwommen werden musste – und wenn man gestreckte Hochleister fliegt, sollte man weiter draussen den Kite nicht gerade in einem Windloch droppen. Dann gibt’s nochmals eine Extraportion Schwimmen. Gab es in Hurghada nicht Haie ? Ich glaub ich hab beim Tauchen früher mal welche gesehen…

Die darauffolgenden 3 Tage waren vom Wetter superfein: jeweils 28 Grad : keine Wolke am Himmel: Sonnenbaden bis das Sonnenöl auf der Haut verdampft: wenn man aus unserem good cold Germany kommt ein Genuss: hier kommt einem dann auch das all inclusive zugute: Drinks an der Bar holen, so viele man möchte, ohne zu bezahlen.

Leider war der Wind weg. Wie weggeblasen. Es gab jeden Tag immer nur eine Thermik mit bis zu 3 Bft – zu wenig auch für grosse Kites: mein 16er Lift (ausgelegt 23.5) lag am Strand genauso wie der 16,4er Airblast und ein 15,5er Flysurfer Psycho. Manchmal fährt einer kurz raus: ahhh der Wind reicht – Panik und Hektik am Strand – schnell alle hinterher. Doch nicht. Wieder Landen. An dieser Stelle sei gesagt, das die Bedingungen für den Einsteiger optimal sind, um mit einem kleinen Kite Flugübungen zu machen: an Brettübungen ist leider nicht zu denken.

Die Tage plätschern dahin. Wir sind mittlereweile am Abend des 4. Tages: ich treffe einen Kollegen, Volker ist mit einer ganzen Truppe auch seit ein paar Tagen hier. “Naa, heute Wind gehabt?“. „Sehr witzig“ sage ich. „Nee nich? Wir aber“. Meine Gesichtszüge versteifen sich. Ich muss furchtbar unentspannt gewirkt haben. „Ihr…. Ich …ähh. wieso. Wo denn“, stammele ich. „Wir haben den Wind auf Windfinder gecheckt. Im Süden sind immer 10 Knoten angesagt. Für Hurghada nur 5. Daher haben wir beschlossen für 150 Pfund einen Bus zu mieten und uns nach Safaga bringen zu lassen.“ Blitzschnell schiesst es mir durch den Kopf. Safaga ist nur 45 km weiter, wenn der Wind da schon ausreicht… „Was habt Ihr denn für Kites geflogen“ frage ich – ruhig war ich bestimmt nicht. „Na ja, waren schon grosse Kites, aber der Wind hat gereicht. Die Vorhersage für die nächsten Tage sieht genauso aus, wir machen morgen die 2 Tages Wüstentour von Tommy in die Marsa Alam Wüste mit. Da kann man bestimmt Kiten.“ Wusch. Volker stand in einer Staubwolke. Tut mir leid, dass ich das Gespräch nicht beenden konnte, Volker, aber die Nervosität und die Furcht, den Rest des Urlaubs bei 5 knoten unkitebarem Wind in Hurghada abzuhängen, trieb mich ganz a la Roadrunner Richtung Tommys Station.

Bei Tommy hab ich noch einen Platz buchen können: am nächsten Tag um 5 Uhr war treffen an der Station angesagt. Es ist stockfinster. Kalt (nun, wir sind ja schon 28 Grad gewohnt). Wir sind müde. 8 Personen ist kein Problem. Wir sind nur sieben mit dem ägyptischen Führer Magdi, der wüstenfit ist, sind wir acht. Der Jeep ist ein Toyota Land Cruiser. Ein altes Gerät, in Deutschland sicher nicht TüV tauglich. Hauptsache er läuft. 8 Personen kein Problem ? Wenn jeder der 7 Kiter 3 Kites und 2 Boards dabei hat…? Kitematerial von 7 Leuten, ein Zelt und Verpflegung liegen auf einem Haufen. Wie sollen wir das Zeug bloss alles auf das Dach bekommen ? Am Ende war es geschafft: ein ca. 2.5 m hoher Berg ist auf dem Landcruiser mit 6 Spanngurten Festgezurrt. Alle ins Auto. Los geht’s.

Wir fahren von Hurghada über Safaga an El Naaba Bay (Happy Station) und El Quisir in die Marsa Alam Wüste. Schon in Safaga dämmert es: wir sind sehr spät losgekommen und der Weg (380 Wüstenkilometer) ist noch weit. Hinter Safaga laufen lange weisse Schäfchen über das Wasser: es hat Wind. Dem Wellenbild nach zu urteilen bestimmt einen guten Vierer. Genug für einen 11.8er AB. Ich will jetzt schon anhalten, erbarmungslos ruckelt der Landcruiser weiter. Vorbei an traumhaften Stränden, die dank der Unsauberkeit der Ägypter zu halben Müllkippen verkommen sind. Hört die Zivilisation auf – hört der Müll auf. Da wo Menschen sind, produzieren sie Müll. Der Wind verteilt ihn über den Strand.

Vorbei an traumhaften türkisen Buchten, durch die die Riffs weiss/türkis durchschimmern. Steile Küste, Klippen, Fels Sandküste. Eine Mixtur aus beige braun Tönen werden von der Wasserkante von den türkis/blauen Tönen des Wassers getrennt. Mischelement ist das gleissend hell strahlende gelbe Sonnenlicht. Es ist ein Traum. Ausser uns kaum mehr Autos auf der Strasse: schon hinter Safaga wird die Verkehrsdichte lockerer. In der Wüste sind ausser den Checkpoints, an denen man von maschinengewehr-bewaffneten Soldaten nach Nationalität und Begehr in der Wüste gefragt wird, nichts.

Um 12:00 Uhr kommen wir an. Wir sind am Reiseziel, dass uns Magdi versprochen hat: ein Riff mit vorgelagerter Sandbank: ca. 2 km ins Wasser: weisses – türkises Wasser ca. 60 cm tief bei Flut, nur 30 cm bei Ebbe ! Nach 1,5 km: die Riffkante. Weitere 500 Meter: eine kleine Insel. Es hat Wind. Der Wind kommt über die Sandbank seitlich zum Strand. Das Wasser ist spiegelglatt. Der Wind ist schwer zu schätzen. Ich glaube, so an 4 Bft, es kann auch mehr sein.

Ich bin hektisch. Wir reissen die Taschen vom Wagen herunter: hat keiner ein Skalpell für die Spanngurt ??? Ich ziehe meinen 11.8er und das rote Carved aus meiner Tasche und Pumpe den Kite knallhart auf. Bloss keinen Stall haben, dann nicht mehr starten können, die Bar loslassen müssen und die Leinen verheddern. Nein. Heute nicht. Es hat traumhafte Bedingungen.

Weltrekord. So schnell hat noch niemand die Leinen ausgelegt und angeschlossen. Ich springe in meine Boardshorts und ziehe mein Trapez an – hänge schon im Depowerloop: „Kann mir jemand beim Starten helfen ?“. Alle pumpen oder legen Leinen aus. Keiner hört zu. In der Hektik habe ich wohl das Zauberwort vergessen. „Bitte ..“ Jan erbarmt sich. Lässt seine Bar fallen und dreht meinen Airblast um. Ich gehe mit meinem Board zum Wasser. Ich prüfe den Adjuster. Er steht auf halb. Hab ich genug Dampf im Schirm ? Ich lasse den Adjuster nach. Die Frontlines verlängern sich um 10 cm. Vorsichtig fliege ich den Kite von 11:30 Uhr auf 12:30 Uhr. Sanft hebt er die Gravitation auf. Ich bin ganz Leicht. Es hat mehr als nur einen 4er. „Es hat einen guten 5er. Der 11.8er ist gut angeblasen!“ Das waren meine letzten Worte. Ich setze mich in das 15 cm tiefe Wasser, schlüpfe in die Fussschlaufen. Ziehe den Kite vorsichtig vom Himmel in die Powerzone – es geht los. Wie eine Rasierklinge schneidet die Kante durch das fast spiegelglatte Wasser. Ein, zwei fette Sprayerturns zum Warmfahren. Schauen wir doch mal, wie die Höhenluft schmeckt. Voll angedübelt vernichte ich die ersten höhegelaufenen Meter. Falle ein zwei Meter ab und ziehe den Kite auf 12 – die Bar an mich ran. Es geht hoch. Woooaaaawhhh. Stylen nicht vergessen. Hand von der Bar ans Brett. Ich halte mich am Brett fest, es ist schon ganz gut hoch hier oben. Bloss den Kite nicht verreissen und in das 30 cm tiefe Flachwasser stürzen. Ich sehe das Riff … Ein paar aufgeschreckte Fische zischen vom Flachen ins tiefe Wasser. Das Riff lächelt mir mit gelben und Türkisen tönen zu. Von oben sehe ich wie die anderen die Kites aufbauen. Das Dach des Landcruisers funkelt rot am Strand.

Schnell kommen die anderen auf das Wasser. Mit Stefan liefere ich mir ein Jumpduell, das seinesgleichen sucht. Gut – keine abgedrehten 360 er, aber hohe Sprünge, wie ich sie schon lange nicht mehr gemacht habe. Wir springen über seine Freundin, die mit einer spritzwassergeschützten Digitalkamera Aufnahmen macht. Eine Gruppe schaulustige Ägypter laufen am Strand zusammen. Flyin People –wie man so schön sagt – haben sie noch nicht gesehen.

Wir kiten zur Insel. Erst Wolli und ich, dann Wolli mit Volker. Nein, was macht Volker da? Er übt springen, genau in dem Bereich, in dem man nicht mehr stehen kann, und droppt den Schirm. Restart unmöglich, er muss die Bar loslassen. Mit vereinten Kräften holen wir ihn zurück aufs Riff: erst den gelben X-Shooter einsammeln und zum Strand bringen. Dann Volker mit Kite. Zwischendurch immer die zu vielgefahrene Höhe mit fetten Airs niedermachen. Geil. Für Volker ist die Session zuende. Leinensalat. Das Knäul zu entwirren dauert bestimmt 2 Stunden.

Es ist 16:30 Uhr. Wir müssen zusammenpacken, immerhin müssen wir noch unser Nachtlager vorbereiten. Der gelbe X Shooter vom havarierten Volker ist weg. Ich habe das Brett an die Wasserkante auf den Strand 100 Meter in Lee gelegt. Die Flut hat ihr übriges getan: am Strand ist es nicht mehr zu finden. Stefan kitet downwind, Thilo läuft am Strand nach dem Brett suchen. Wir sammeln beide später mit dem Landcruiser 2 km in Lee wieder ein – Thilo hat das Board auf einem Riff gefunden.

überglücklich rütteln wir in die Wüste – Campieren am Strand ist verboten. Wir finden eine geeignete Stelle, unter dem einzigen ausgetrockneten Baum, der zu sehen ist, und schlagen das Zelt auf. Am Lagerfeuer gibt es Gemüsepfanne mit Rotwein. Im hellen Mondlicht entwirren wir Volkers Bar. Schon um 21:00 Uhr fallen wir müde auf die mitgenommenen Strandliegenauflagen und Wolldecken im Zelt und schlafen glücklich ein.

Am nächsten Tag ist wieder aufladen angesagt. Nach dem Frühstück (Kaffee gab es leider keinen, aber wir sind ja in der Wüste) geht’s zurück Richtung Norden. Wir wollen ja noch einen anderen Spot suchen.

Viele Buchten haben leider keinen geeigneten Einstieg. In einigen Buchten, die einen Sandeinstieg haben, lugen Riffsteine gefährlich aus der Wasseroberfläche heraus. Wir können uns nicht so recht entscheiden und fahren bis El Naaba Bay zurück. 10 km dahinter finden wir eine Sandbucht mit Flachwasser. Das Riff befindet sich hier 100 Meter oberhalb der Einstiegsstelle.

Mittlererweile ist es 12:00 Uhr, alle sind wieder heiss aufs Wasser zu kommen. Der Wind ist nicht ganz so stark wie am Vortag, vielleicht liegt es auch daran, dass wir weiter nördlicher sind. Wir pumpen die Kites auf und gehen aufs Wasser. Am Riff wässert ein Taucherboot, das wir gut anfahren können. In Lee vom Boot werden Airs geübt. Stefan spritzt die am Strand zurückgebliebenen mit Wasserfontänten seiner dicht unter Land gezogenen Carved – Turns nass. Der Tag geht dahin wie Butter in der Sonne schmilzt. Leider viel zu kurz. Gegen 16:00 Uhr machen wir uns auf den Heimweg.

Zurück im Hotel erfahren wir, dass es auch an diesen beiden Tagen in Hurghada keinen Wind gegeben hat. Eine gute Entscheidung die Tour zu fahren. Auch an meinem Letzten Tag, es ist mittlerweile Donnerstag, gibt es kaum Wind. Ein zwei Lockböen kite ich mit dem grossen 16er, das Aufbauen hat sich kaum gelohnt.

Die Abreise und der Rückflug sind unkompliziert. Der Flieger geht pünktlich um 16:50 Uhr, Ankunft in Düsseldorf um 21:00 Uhr (Zeitverschiebung – 1 Std.)

Erlebnisreiche Tage in Ägypten. Man sollte allerdings die Reisezeit so wählen, dass man eine gewisse Windsicherheit hat. Wahlweise kann man auch weiter in den windsicheren Süden fliegen (El Naaba oder El Quisir) oder eine Wüstentour machen. Eine solche Tour ist sehr zu empfehlen…

Autor

Niko Woditsch

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