Kurzinfo
Geeignet für: Windsurfer, Kitesurfer
Revier: Welle
Windrichtung: beste keine Angabe, fahrbar keine Angabe
Reisebericht
Als im 18. Jahrhundert eines dieser großen Segelschiffe mal wieder den Atlantik von Afrika aus Richtung Südamerika überqueren wollte und ein Matrose plötzlich, nur 55o Kilometer vom afrikanischen Festland entfernt, Land in Sicht hatte, soll dieser vor lauter Bewunderung „Boa Vista“, zu deutsch „schöne Aussicht“ ausgerufen haben. So war eine weitere der 15 Kapverdischen Inseln entdeckt und auch gleich mit einem Namen bedacht worden. Der Matrose konnte sich beim Anlanden auf der Insel dann wohl auch selbst davon überzeugen, das er sich nicht getäuscht hatte, denn diese Insel hat wirklich ihren ganz speziellen Reiz. Wenn man per Schiff diese Insel anläuft, spielt es keine Rolle wo, denn man wird wohl oder übel auf einen der kilometerlangen, menschenleeren, weißen Sandstrände treffen. Von diesen aus mag die Insel, ähnlich der Nachbarinsel Sal, wie eine Wüsteninsel erscheinen, doch bei einem genaueren Blick wird man viele grüne Oasen und Palmenwälder vorfinden. Wie schon erwähnt, ist dieses Fleckchen Erde sehr reizvoll, auch wenn man hier keine allzu gute Infrastruktur erwarten darf. Die Kapverden sind seit ihrem Kampf mit Portugal Anfang der siebziger Jahre eine eigene Republik und kämpft seither auch ums überleben. So wundert es nicht, das man hier eine relativ große Armut vorfinden wird, und trotzdem sind die Bewohner Boa Vistas ein sehr freundliches und extrem musikalisches Volk. Es mag einem im ersten Augenblick nicht so erscheinen, da man das Gefühl vermittelt bekommt, nur in trostlose Gesichter zu schauen, die niemals lachen werden, doch wenn man sie anspricht, wird man auch ein sehr nettes Grinsen zurückbekommen. Ansprechen sollte man sie übrigens in portugiesisch, einige auch in italienisch oder französisch. Mit Englisch wird man nicht allzu weit kommen. Das liegt daran, das es erst seit ca. einem Jahr wirklichen Tourismus auf der Insel gibt, der aber fast komplett von Italienern betrieben wird. Allerdings lernen einige der Einheimischen wie wild Fremdsprachen, da sie so ihre große Chance sehen der Armut zu entfliehen. Die andere Chance die gerade die Jugendlichen der Insel wittern, ist das Windsurfen, so darf man sich nicht über das relativ hohe Fahrkönnen einiger Insulaner wundern.
Der Wind auf den Kapverden
Boa Vista ist die östlichste der kapverdischen Inseln und liegt auch noch in der sogenannten Sotavento Zone. Diese Zone wird jeden Winter vom Nordost Passat belüftet. Das ist der gleiche Wind, der im Sommer auf den Kanaren für soviel Freude sorgt. Im Winter verschiebt sich eben dieser Nordost Passatwindgürtel südlich Richtung Äquator, zu den Kapverdischen Inseln. Dementsprechend sind auch die besten Windmonate in dieser Region November bis April, fast identisch übrigens mit der Swellzeit in dieser Zone. Der Passatwind an sich ist allerdings oft nur ein eher laues Lüftchen und so braucht er meistens etwas Unterstützung, entweder durch Berge und Täler wie eben auf den Kanaren oder durch eine gut funktionierende See – Land – Thermik, wie es auf den Kapverden der Fall ist. So kann man fast täglich bei 5-6 Beaufort Windsurfen, die Windwahrscheinlichkeit liegt hier bei nahezu 90%.
Da die Kapverden inmitten des Atlantiks liegen, kommt es auch häufiger vor, das stärkere Tiefdruckgebiete über sie hinwegziehen. Diese bringen zwar keinen Regen, dafür aber häufig einen recht stabilen Wind mit. Falls der Passat im Einklang mit der Thermik also einmal nicht so richtig funktionieren sollte, kein Problem.
Das Revier
Wer nach Boa Vista kommt um Windsurfen zu gehen, sollte sich in die Bucht des Hauptortes „Sal Rei“ begeben, denn an den meisten anderen Plätzen der Insel behindern Felsbrocken und starke Strömungen gepaart mit einem mächtigen Shorebreak den Spaß.
Die besten Einstiegsstellen befinden sich direkt vor den beiden Windsurfcentern. Von dort aus hat man eine unglaubliche Vielfalt an Revieren zur Auswahl und das von ein und dem selben Startplatz aus. Gleich vor den Surfstationen befindet sich ein Revier, das jedem Freestyler das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Der Wind kommt hier schräg ablandig von rechts. Das Wasser ist somit in Ufernähe sehr flach und etwas weiter draussen bilden sich traumhafte Schanzen für Sprünge aller Art.
Mit einem einzigen Schlag nach Luv, Richtung der Ortschaft Sal Rei, werden Wave hungrige finden, wonach sie vielleicht schon lange gesucht haben, besonders wenn sie auf große, schnelle Wellen scharf sind. An normalen Tagen brechen die Wellen gleich vor dem Hafen mit etwa drei Metern. Kommt allerdings ein Swell dazu, bauen sich diese Wellen nicht selten auf weit über Masthoch auf. Das ist dann auch nur noch wirklich sehr guten Wave Fahrern zu empfehlen, da die Welle wirklich sehr schnell, kraftvoll und vor allem hohl bricht. Trotzdem muß hier niemand auf seinen Spaß oder seine ersten Erfahrungen in der Welle verzichten, da diese großen Klopfer ungefähr 100 Meter weiter nach Lee noch mal mit etwa ein bis zwei Meter brechen und dann auch sehr ungefährlich sind.
Startet man von den Surfstationen nach links, kann man bei Swell die wohl längsten Wellen fahren. Erwischt man eine Welle gleich vor den Stationen, kann man diese bis weit in die Bucht, das heißt etwa 1,5 – 2 Kilometer weit abreiten. Diese Wellen haben aber auch einen großen Nachteil, Fehler nicht gestattet. Der Wind kommt hier ziemlich ablandig und die Wellen kommen recht schnell hintereinander, das heißt das man bei einem Sturz eventuell keinen Wind mehr zum starten bekommt und somit ständig „gewaschen“ wird, was meist aufgrund der geringen Wassertiefe mit Materialbruch endet.
Sollte es keinen Swell geben, empfiehlt es sich aber umso mehr, eben an diese Stelle zu fahren, dann bietet sich einem hier eine wunderschöne Speedpiste mit Wasserfarben von weiß über alle möglichen türkis töne bis in ein faszinierendes blau und im Hintergrund riesige weiße Sanddünen. Die perfekte Kulisse also, um im warmen Wasser seine neuesten Moves zu probieren oder sich einfach dem Gleitrausch hinzugeben.
Wer noch nicht ganz so weit ist, sollte lieber direkt vor den Surfcentern bleiben, da das Wasser bei Ebbe dort sehr weit stehtief ist, und man sich durch die vorgelagerte „Ilheu de Sal Rei“ , einer kleinen vorgelagerten Insel, etwas sicherer fühlt. Für reine Anfänger ist dieser Spot, auch aufgrund des leicht ablandigen Windes, eher nicht zu empfehlen.
Ohne Wind nichts los?
Was macht man auf einer kleinen Insel, wenn der Wind mal nicht ganz so stark bläst oder völlig die Arbeit verweigert ? Eine ganze Menge, auf jeden Fall auf Boa Vista. Sollte der Wind mal nicht ganz zum Gleitvergnügen mit dem Windsurfboard ausreichen, hat man die Möglichkeit an einer der beiden Surfstationen einen Kitekurs zu belegen. Einfach ausleihen und probieren geht leider nicht, da es verständlicherweise zu gefährlich wäre.
Wer bei wenig Wind mal einen Wasserfreien Tag machen möchte, kann sich bei der Station des Franzosen Francois Guy einen Strandsegler ausleihen. Bleibt der Wind aber ganz aus, gibt es trotzdem meistens ausreichend große Wellen zum Wellenreiten. Es empfiehlt sich also seinen Wellenreiter, falls vorhanden, einzupacken. Ansonsten kann man sich auch einen an den Surfstationen ausleihen.
Hat man an den windstilleren Tagen überhaupt keine Lust auf irgendwelche sportlichen Aktivitäten, sollte man sich auf Erkundungstour über die Insel begeben. Jedes der drei großen Hotels „Estoril“, „Las Dunas“ und „Marine Club“ bietet fast täglich geführte Inseltouren mit einem Aluguer, das sind Pick Up’s mit Bänken auf der Ladefläche, an. Man hat auch die Möglichkeit sich einen Jeep oder ein Squad, eine Art vierrädriges Motorrad, auszuleihen, allerdings ist es nicht unbedingt zu empfehlen, da die Attraktionen wie der Santa Monica Beach, das Schiffswrack in Santa Maria oder die alte Ziegelei in Chaves nur durch die Sanddünen führt und es keinerlei Beschilderungen gibt.
Das Freizeitbüro des Hotels „Las Dunas“, das „Boa Vista Watersport System“, bietet zudem in der Zeit von Januar bis April täglich Whale watching Touren, und ganzjährig Hochseeangeln und Tauchen an. Dort kann man sich auch bei Bedarf eines der etwas älteren Mountainbikes ausleihen. Für Familien mit Kindern ist Boa Vista nicht so richtig zu empfehlen, da es für sie wenig Attraktionen und Aktivitäten gibt.
Abendprogramm und Unterkünfte
Parties, Discos oder eine Strandpromenade mit unzähligen Cafe´s hat Boa Vista noch nicht zu bieten, aber trotzdem muß man sich hier abends nicht langweilen. Wer den Abend mit dem Essen beginnen möchte, hat drei Möglichkeiten. Zum ersten kann man sich in eines der großen Hotels begeben und ein großes Menü zu einem stattlichen Preis verschlingen. Wer es etwas günstiger haben möchte geht am besten in eine der beiden Pizzerien „Esplanada“ oder „Giulianos“, wo man aber nicht die gewohnte Auswahl erwarten darf. Meistens hat man die Möglichkeit zwischen drei oder vier verschiedenen Pizzen oder Pastas auszuwählen. Die dritte Möglichkeit ist eines der einheimischen Restaurants, die eher wirken wie ein Garten mit Campingmobiliar, „Naida“, „Oasis“ oder „Rosy’s Bar“. Dort muß man immer einen Tag vorher vorbestellen und hat dann meist die Auswahl zwischen fünf bis sechs Gerichten. Ein kleiner Tip, die Langusten muß man einfach einmal probiert haben. Möchte man lieber bei europäischen Gerichten bleiben, sollte man sich in den Nachbarort Rabil begeben. Dort kocht ein Kapverder, der für zwanzig Jahre in der Schweiz gekocht hat, in seinem Restaurant „Sodade di nha terra“ alles was das Herz begehrt. Hier kann man sogar bei Vorbestellung ein echt schweizer Käsefondue bekommen.
Nach dem Essen führt der Weg meistens in den „Pub Cabana“, der von der ehemaligen Miss Kapverden geführt wird, oder in eine der kleinen einheimischen Bars, in denen es oft auch sehr gemütlich und lustig zugeht. Die Hotels Marine Club und Las Dunas veranstalten zwei bis dreimal die Woche Tanzveranstaltungen, bei denen kapverdische Tänzer ihr können unter Beweis stellen, was man unbedingt gesehen haben sollte, und nachher kann dann auch selber das Tanzbein geschwungen werden.
Um die Unterkünfte bemüht man sich am besten gleich von Europa aus, da die Kapazitäten noch sehr gering sind und die Unterkünfte daher oftmals völlig ausgebucht sind. Die besten Adressen sind die schon erwähnten Estoril, Las Dunas oder der Marine Club mit einer Bungalowanlage etwas ausserhalb von Sal Rei. Etwas geringeren Standart weisen die Pensionen Pousada da Boa Vista und Residencial Bom Sossego auf. Wer trotzdem eher spontan auf die Insel kommt hat eventuell Glück und findet ein Zimmer in einer der kleinen Pousadas oder Privatzimmer. Dazu am besten in einer der vielen kleinen einheimischen Bars nachfragen.
Anreise
Die Anreise erfolgt entweder von München mit der Cabo Verde Airlines oder von Frankfurt mit der Condor bis Sal. Von Sal aus geht’s dann weiter mit einer kleinen Maschine der Cabo Verde Airlines oder der Cabo Verde Express nach Boa Vista. Der Transfer vom Flughafen nach Sal Rei dauert mit dem Aluguer zehn Minuten. Die Mitnahme von eigenem Material ist momentan noch etwas schwierig, da die Maschinen von Sal nach Boa Vista nicht das ausreichende Ladevolumen haben. Man muß sich also darum kümmern das ein Schiff das Surfgepäck die sechzig Kilometer Seeweg nach Boa Vista bringt.