Wadi Lahami

Kurzinfo

Geeignet für: Windsurfer, Kitesurfer, Einsteiger

Revier: Flachwasser, Stehbereich

Windrichtung: beste keine Angabe, fahrbar keine Angabe

Reisebericht

Vorweg will ich euch ein bisschen was Historisches über Wadi Lahami erzählen. Wadi heisst meines Wissen nach Tal. Lahami heisst übersetzt Fleisch. Tal des Fleisches? Hört sich an als wenn dort Kühe gezüchtet worden sind. Es rennen zwar einige Kamele dort unten rum, aber fleischig sehen diese nicht gerade aus. Nein, die Geschichte geht in eine ganz andere und eher traurige Richtung. Zu den Zeiten, als die Römer noch in diesem Land verweilten, und schon viele Jahre vorher, wurde dieser Ort als Sklavenmarkt benutzt. Von hier aus wurden die Sklaven auf Boote und Schiffe verladen um sie im arabischen Reich zu verkaufen. Traurig aber wahr. Nun ja, die Sklaverei gibt es nicht mehr hier die meisten Leute tragen freiwillig ihre Tauchflaschen!

Also gut, zum Camp selbst: Die Zelte sind recht gross mit einer Mittelstange. Darin stehen zwei Feldbetten und ein Bambusregal. Es gibt eine Glühbirne und eine Steckdose. Im Hauptgebäude sind zwei Duschen und Toilette pro Geschlecht, die werden mehrmals täglich gereinigt. Das Camp hat Vollpension! Drei warme Mahlzeiten und Kuchen am Nachmittag, auch alkoholfreie Getränke sind gratis. Die Flasche Stella kostet 2€. Die Versorgung mit Wein funktioniert nur auf „Mailzuruf“ an Thomas Krakhofer von www.Redseadesertadventures.com, der das Camp mit den Getränken versorgt. Das Essen kann als einfach gelten, ich finde es aber lecker und vermeidet problematische Inhaltsstoffe wie Blattsalat, weshalb es nur wenige ausgefallene Urlaubstage wegen Durchfall gab. Mangels Pool stecken sich die Leute auch nicht gegenseitig an. Die Küche kam auch gut mit unserer Glutein- und Milchunverträglichkeit zurecht, besser als manche Hotels. Ein Vorteil, das es kein Buffet gibt, ist das man nicht jeden Tag das „bisschen Fisch, bisschen Fleisch, bisschen Geflügel, etwas Pasta“ Hotelessen isst. Für die Leute die, Zitat eines Neckermann Reiseleiters, schon wenn sie Gangway heruntergehen wissen, das sie gleich Probleme haben werden, kann leider auch im Camp nichts / wenig getan werden.

Die Infrastruktur des Camps ist ansich für Taucher ausgelegt, aber Kiter und Surfer sind normalerweise asyncron zu den Tauchern – bleiben am Abend länger auf als die Taucher, die 95% der Camp Gäste ausmachen, und schlafen länger. Damit sind wir zur Rushhour morgens, wenn die Taucher rauswollen, und mittags, wenn der beste Wind ist, nicht im Weg und belasten die Infrastruktur nicht. Insgesamt ist der Spirit des Camps kaum zu überbieten, wir hatten schon Abende mit 5 Nationen an einem Tisch, Taucher, Kiter, Surfer und Weltreisende, die das Camp gerne benutzen, um mal wieder eine Dusche von innen zu sehen und ein Essen nicht aus der Dose zu bekommen.

Zum Spot: Wir hatten, zum dritten mal in Folge, eine super Zeit, jeden Tag auf dem Wasser, Kiten, nicht Wakeboard fahren. Die Surfstation ist klein, aber supersortiert mit JP Boards und Neilpryde Segel für die Windsurfer. Für den “Rest” Kites und Boards von North. Das Store ist nur 50m vom Wasser entfernt, und spart so unnützte Wege beim Materialwechsel. Zum Kites aufpumpen gibts Pressluft aus der Tauchflasche, obwohl ich nicht sicher bin, ob sich das Flaschenschleppen energetisch und zeitlich rentiert gegenüber den Kite normal zu pumpen. Wir haben uns auch mal Zeit genommen, uns unter Anleitung mit verschiedenen Marken und Systemen zu beschäftigen. Der Vergleich Flysurfer PS2 zu Vegas und Rhino von North mit und ohne 5th Element war echt interessant. Wir sind extra in den relativ böigen Morgenwind hinausgefahren, um die Eigenschaften bei solchen Bedingungen zu vergleichen. Auch die Gelegenheit, mal ein 92cm Carved zu fahren, war interessant. Auch unsere Anfänger haben etwas gelernt, aber das ist bei dem Kitelehrer (Ben) auch nicht verwunderlich. (Dieser Kommentar kommt von Martina und Sabine).

Wir waren am Abend immer recht geschafft, so das wir uns erst in der zweiten Woche aufraffen konnten, eine Quad Tour zu machen, natürlich mit Ben als Tourguide, da wirds nicht langweilig. Die Quads waren in recht gutem Zustand, von den mehrfach reparierten Reifen mal abgesehen. Das Wadi selbst ist wirklich schön und viel grösser, als es von aussen aussieht, und wahrscheinlich auch ein Grund für die stabile Thermik, die mir schon den dritten Urlaub in Folge 100% Wind beschert hat. Falls doch mal keinen Wind haben sollte, wir haben gehört das es so was geben soll, gibt es ein Alternativprogramm, das sich nicht verstecken muss. Ein Ausflug nach Shalantine, in die Wüste und natürlich ins Rote Meer sind mehr als nur Pausenfüller.

Der Stehbereich ist „richtig“ gross, also auch nicht zu riesig, das man bei Ebbe zu weit zu gehen hat, und ist fast Stein und völlig Korallenfrei. Zum im Internet bekannten und beworbenen Camel Beach sind es nur 10 Km. Die Surfstation kümmert sich um die Permits, bitte schon bei der Buchung angeben, es muss schliesslich auch ein Auto beschafft werden. Der Camel Beach ist ein ca 2km² grosser Stehbereich mit schönem, konstanten Wind mit der Windrichtung: Sideshore bis leicht Sideonshore, einer Mangrovenansammlung im Luv und einem ca 150 Meter breiten Kanal in den Mangroven, perfekt zum cruisen. Eine kleine Mangroveninsel ist ca. 600 Meter vom Ufer entfernt. Zwei vorgelagerte Inseln in einer Entfernung von ca. 3 Kilometern zum Strand, der Stehbereich ist durch ein Aussenriff (Entfernung vom Strand ca. 2km) vor Wellengang geschützt. Der Boden im Stehbereich ist aus superfeinem Sand, leider mit ein paar Muschelbeimengungen. Der Camel Beach ist auf jeden Fall einen Ausflug wert, es gibt Angebote, die eine Woche Schulung dort anbieten, ich halte das für übertrieben, die Schüler können am Anfang ja eh nur in den Schirm schauen und haben nichts vom der Landschaft.

Fazit: Wadi Lahami Camp ist für alle Surfer und Kiter etwas, die Rides an einem der coolen fast unberührten Spot ausserhalb der Hotelhochburgen Ägyptens zu schätzen wissen. Wir fanden den Verzicht auf TV, Internet, den Kampf am Büffet und Animationsteams als wirklich erholsam.

Autor

Thomas Riedl

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