Ligurien

Kurzinfo

Geeignet für: Windsurfer, Kitesurfer, Wellenreiter

Revier: Flachwasser, Welle

Windrichtung: beste keine Angabe, fahrbar keine Angabe

Wohin soll uns unsere Reise fuehren, fragten wir uns an einem regnerischen Aprilabend in Deutschland, als wir beschlossen einen weiteren Surftrip in waermere Gefilde zu starten. Zur Debatte standen, wie so oft in Sueddeutschland wenn man im April mit dem Auto verreisen moechte, Suedfrankreich, Tarifa, was wegen der Kuerze des geplanten Trips aber schnell wieder verfiel, und natuerlich der Gardasee. Da wir anhand saemtlicher Wetterkarten nicht so recht feststellen konnten, wo noch weniger wind sein wuerde, fiel unsere Wahl, wie eigentlich auch zu erwarten, mal wieder auf den Lago.

Als wir uns dann am naechsten Morgen mit vollgepacktem Wagen auf den Weg machten, fuehrte uns unser 16 Jahre alter Untersatz dann doch irgendwie noch suedlicher am Lago vorbei, an den Golf von Ligurien, was, wie sich spaeter herausstellte, ein wahrer Volltreffer war.

Nach ca. achtstuendiger Fahrt bogen wir kurz hinter Genua von der Autostrada auf eine dieser steilen Abstiegsstrassen Richtung Meer ab, die uns in das malerische und romantische Oertchen Noli fuehrte. Wir waren froh das wir schnell eine Uebernachtungsmoeglichkeit auf einem der vielen kostenlosen Parkplaetze direkt am Meer fanden, um dann diesen tollen Ort mit seinen vielen kleinen Gassen, versteckten Cafés und Bars auszukundschaften.

Am naechsten Morgen weckte uns eine leichte Brise, die an unserem Auto wackelte, und als wir dann ziemlich verschlafen aus eben diesem krochen, stellten unsere mueden Augen fest, das die leichte Brise ein gut surfbarer, ablandiger Wind war. Nach einem kurzen Cappuccino in einem der vielen Cafés galt es somit, den ersten Surftag auf unserer Reise in Angriff zu nehmen. Der Wind reichte zwar gerade so fuers Freestylematerial, aber Spass hat es trotzdem schon aufgrund des tollen Ambientes gemacht. So sassen wir dann am Abend ziemlich muede und doch in toller Stimmung wieder in unserem Wagen um den naechsten schoenen Surfort zu finden.

Dieser liess nicht allzu lange auf sich warten, denn schon nach einigen Kilometern westlich kamen wir in die recht grosse Stadt Albenga, die uns im ersten Moment sehr hektisch und auch sehr touristisch vorkam, die aber, wie sich spaeter herausstellte, eine sehr schoene Altstadt und einen noch schoeneren Strand besitzt. Dort fanden wir auch schnell ein schoenes, guenstiges Zimmer direkt am Meer, von dem aus wir am naechsten morgen einen tollen Surftag ausmachten. Dieses mal verzichteten wir sogar auf unser Fruehstueck, um uns gleich am Morgen mit Freestylematerial, tollem Westwind von rechts und ca. 1 meter Welle warmzusurfen, denn nur kurze Zeit spaeter ueberraschte uns dieser Spot mit gut 35-40 Knoten und schoener 2-3 meter Brandung, in die man sich aus einem der vielen, vielen Einstiegsmoeglichkeiten stuerzen konnte. Was fuer ein Surftag, sollte aber nicht der letzte dieser Art bleiben.

Da wir am Abend, geschafft von diesem Surftag, kaum mehr in der Lage waren unser Abendessen einzunehmen, beschlossen wir eine weitere Nacht in Albenga zu verbringen. Am naechsten Morgen nahmen wir uns dann wieder Zeit fuer ein ausgiebiges Fruehstueck am Strand, nutzten kurz die moderaten Freestylebedingungen fuer einen kurzen Surf aus, um dann noch weiter westlich richtung Andora zu reisen.

Auf dem Weg dorthin machten wir kurz in Ceriale halt, wo wir einen sehr langen Sandstrand und schoene Wellen vorfanden. Allerdings reichte der Wind dort nicht ganz fuer einen guten Surftag. Also reisten wir weiter nach Andora, dem Ort, der uns von den Italienern so angepriesen wurde. Nicht zu unrecht, denn als wir an dem doch recht versteckten Spot in dieser nicht gerade schoenen Stadt ankamen, erwartete uns eine sehr nette italienische Surfszene und schoene 2-4 meter Wellen mit Sideshore Wind von rechts. Mit funkelnden Augen waren wir hier in kuerzester Zeit auf dem Wasser und hatten unseren Spass mit diesen netten Italienern. Daran konnte auch der spaeter einsetzende Regen nichts aendern. Da der Regen bis zum naechsten Tag anhielt, beschlossen wir zum eigentlich bekanntesten Waverevier im Golf zu reisen. Nach Imperia. Nach Genua die groesste Stadt auf unserer Reise. Hier erwartete uns dann Italien wie man es eigentlich kennt. Viel Hektik, Laerm und chaotischen Strassenverkehr. Nach einigen Irrfahrten durch die Stadt fanden wir dann auch den ersten bekannten Wavespot dieser Stadt, Porto Oneglia. Hier fanden wir wiedereinmal viele kostenlose Parkplaetze und vor allem sehr lange, saubere Wellen vor. Zum surfen kamen wir hier allerdings nicht, und das nicht nur aufgrund des fehlenden Windes, sondern in erster Linie, weil wir keinen Platz fanden, an dem der hier ansaessige Surfclub wohl ins Wasser einsteigt. Da ist zum einen ein maechtiger Shorebreak auf ganzer Front und maechtige Felsen am ganzen Strand und dicht unter der Wasseroberflaeche.

Wir nahmen uns dann trotzdem ein Zimmer direkt am Wasser und genossen den Blick auf diese schoenen Wellen. Nach einem guten Abendessen im Hafen von Imperia und einem ausgiebigem Schlaf ging es am naechsten Tag gut erholt zum naechsten Wavespot in Imperia, am anderen Ende der Stadt, zum Spiaggia D’Oro am Porto Maurizio. Der wohl schoenste und beste Wavespot am Golf. Ein sehr grosser Sandstrand ohne Felsen, mit sehr schoenen, langen Wellen, die an guten Tagen ueber Masthoch sein sollen und die nur durch die Hafenmole des direkt hinter dem Strand liegenden Yachthafens begrenzt werden. Leider kam der Wind an diesem Tag aus der falschen Richtung, denn dieser Spot braucht westliche Winde um gut zu funktionieren. Dann werden hier auch die italienischen Wavemeisterschaften durchgefuehrt. Einziger Nachteil an diesem Spot sind die geringen Parkmoeglichkeiten.

Der fehlende Wind und das recht kuehle Wetter waren dann Anlass fuer uns, diese doch ziemlich schoene Stadt mit ihren Herrenhäusern, Parks, Kathedralen und Museen zu besichtigen, bevor wir dann doch noch das Verlangen nach einem guten Surf in uns spuerten.

Also machten wir uns wieder auf den Weg zurueck Richtung Genua um dann kurz vor Genua in einem der schoensten Orte halt zu machen. In Varazze. Anlass hierzu gab uns zuerst die Schoenheit des Ortes und dann der Blick aufs Meer, mit den wohl schoensten Wellen auf unserer ganzen Reise. Trotz des geringen Windes trieb uns der Anblick dieser Wellen aufs Wasser. Eigentlich vergebens. Es reichte zwar fuer ein paar Wellenritte, aber dann war der Wind doch zu wenig um die Brandungszone zu durchqueren. Scheint hier allerdings keine Seltenheit zu sein, wie uns der freundlichste der an sich sehr unfreundlichen Wellenreitszene berichtete. Windsurfer sind hier nicht unbedingt willkommen und wahrscheinlich sowieso am falschen Platz.

Also packten wir unser Material wieder zusammen und fuhren weiter Richtung Genua Voltri, zum Surfclub Tramontana, direkt am Hafen von Genua. Dort trafen wir auch einige der superfreundlichen Surfszene aus Andora wieder. Das war aber auch das einzige, was uns hier gefiel, denn der Surfspot ist wohl eher etwas fuer apokalyptisch angehauchte Surfer. Schwarzer Kiesstrand, Oelverschmutztes Wasser, die Hafeneinfahrt der Supertanker direkt vor der Nase und der Spot funktioniert nur bei starkem, ablandigem Nordwind, den es hier allerdings sehr häufig zu geben scheint. Deshalb war es fuer uns keine Frage, als wir das Geruecht ueber Wellen und Wind in Andora auffingen, sofort wieder ins Auto zu steigen und das ganze Stueck nach Andora zurueckzufahren.

Dort angekommen, es war bereits spaeter Nachmittag, sahen wir, das es nicht nur ein Geruecht war, sondern es warteten wirklich ein passabler Wind und ein paar richtig schoene Wellen auf uns, die wir bis zum Sonnenuntergang absurften. Wieder mal ein herrlicher Surftag in Andora. Leider war das unser letzter Surftag in dieser wunderschoenen Gegend.

Wir schlossen den Abend standesgemaess mit Pizza, Pasta und einem guten Vino Rosso ab, um uns am naechsten morgen von den netten Italienern zu verabschieden und schweren Herzens die Rueckreise nach good old Germany anzutreten.

Während der Fahrt, die staendigen Windwarnschilder auf der Autostrada No7 im Auge, schauten wir uns an, und ohne ein Wort zu verlieren, stand fuer uns beide fest, das wird nicht der letzte Trip in diese tolle Gegend gewesen sein.

Autor

Tom Brendt (www.tom-brendt.de)

Fotos

Marco Grazietti (Rider Franco Baracca)

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1 Kommentar

  1. Guten Tag,

    Ich habe ein paar Fragen an Sie.
    Wan war Ihre Reise?
    Haten Sie probleme mit Wasser Polizei?
    Welche allgemeine Regelungen für den Schwarzsurfer gibt es in Italien?
    Schwimweste Pflicht?, Surfschein Pflicht?
    Wo darf man nicht mit dem Surfbrett ins Wasser?

    Vielen Dank für baldigen Antwort.
    Mitte mai möchte ich nach Italien um Windsurfen zu fahren.
    Oben genannte Fragen finde ich nirgend wo.

    Mit freundlichen Grüßen

    Eugen Jakob

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