Kurzinfo
Geeignet für: Windsurfer, Kitesurfer, Wellenreiter, Einsteiger
Revier: Flachwasser, Welle
Windrichtung: beste keine Angabe, fahrbar keine Angabe
Intro
Capetown, die Metropole im Süden Afrikas. Diese Stadt und die umliegende Landschaft hat uns direkt nach unserer Ankunft im Februar verzaubert und zu Süchtigen gemacht. Wir sind der Meinung, dass es nur wenige Orte auf der Welt gibt, an denen perfekte Windsurfbedingungen, cleane Breaks zum Wellenreiten, faszinierende Landschaft und Tierwelt, sowie der Flair und das Leben einer Grossstadt, mit ihren fremden Kulturen und Subkulturen, so harmonieren wie in Capetown. Vergesst das Hai-Geschnacke, vertieft Euch in unseren Bericht und macht Euch anschliessend selber auf die Reise. Die beste Jahreszeit ist der Nord-Winter. Von November bis März hackt Euch der „Cape Doc“, wie die Einheimischen den Südostwind nennen, die Hüte vom Kopf und die Wassertemperaturen betragen im Atlantik ca.10°-15° C, im Indischen Ozean 20°- 25° C. Wir haben unser Windsurfparadies gefunden, aber seht selber…
Surfen
Bei schönem Wetter und Südostlage kann man jeden Tag mit Wind rechnen, egal ob der Wetterbericht 15 oder 40 Knoten ansagt. Ein Blick auf den Tafelberg ist meistens der beste Indikator, ob es Wind gibt. Wenn sich von der Luvseite des Berges Wolken nähern oder sogar das „Tischtuch“ über dem Berg hängt, ist es an der Zeit einen ersten Windcheck am Sunset Beach zu machen, da sich dort der Southeaster als erstes durchsetzt.
Am Sunset Beach weht der Wind leicht sideoffshore von links. Sobald man 4,5 er Segel fährt wird das Wasser sehr kabbelig und die Surfbedingungen sehr ruppig. Springen ist relativ schwierig, da der Wind im Uferbereich böig ist und die Welle nah am Ufer auf einer Sandbank bricht. Bei nicht zu grossem Swell und mässigem Wind kann man am Sunset Beach sensationelle Wellenritte vor toller Kulisse erleben. Vor allem eine Surfsession im warmen Abendlicht ist einfach der Wahnsinn. Je stärker der Wind wird, desto mehr kommt er auch an den weiter nordwestlich gelegenen Spots an. Am Sunset Beach wird es dann im Tagesverlauf oft zu windig.
Ähnliche Windbedingungen wie am „Sunset“, aber steile Abschussrampen findet man in der nahegelegenen, von Felsen eingerahmten Big Bay, die aufgrund ihrer Grösse nicht allzu viele Windsurfer verträgt. Ohne Wind ist die Big Bay der City Wellenreitspot von Kapstadt.
15 km nordwestlich der Big Bay liegt Melkboss. Ein breiter langer Sandstrand und ein auf den ersten Blick chaotischer Break erinnern ein wenig an unsere heimische Nordsee. Doch auf dem Wasser bemerkt man schnell den Unterschied: kraftvolle Wellen und perfekte Sideshorebedingungen garantieren tolle Surfsessions.
Die nächste Station auf der R 27 Richtung Nordwesten ist der Silverstroom Strand. Wir erwischen einen Tag mit 2m Wellen und konstantem, schräg auflandigem Wind von links. Der Spot ist toll zum Springen und man fühlt sich wie im heimischen Luftraum über der Ostsee. Die Manöver fallen leichter, da der an allen anderen Spots schräg ablandige Wind speziell beim Springen doch etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Wenn es am Sunset Beach und in Melkboss richtig ballert und Swell im Haus ist, lohnen sich die 80 km nach Yzerfontaine. „Yzer“ ist unser Lieblingsspot und man kann Abreiten bis der Arzt kommt. Der Swell dreht um eine Landspitze und die cleanen Wellen laufen mit grossem Abstand in die zwei kleinen Buchten.
Ist in Kapstadt kein Wind, obwohl der Wetterbericht Südost ansagt, gibt es zwei Möglichkeiten.In der Lagune von Langebaan, die hervorragend zum Freistilen geeignet ist, wird der Wind lokal verstärkt…….manchmal! Im Nordwestteil der Lagune hat diese eine Öffnung zum Atlantik und bei grossem Swell und mit viel Glück drehen die Wellen in die Lagune hinein. Wir haben am „Club Mykonos“ einen tollen Tag mit viel Wind und 2 m Chaos – Welle, obwohl in Kapstadt null Wind war.
Die zweite Chance auf Wind ist das Kap der Guten Hoffnung. Wenn der Wind genau aus Südost kommt, trifft man sich am Platboom Beach. Während der Anfahrt aus dem 110 km entfernten Kapstadt ist es garantiert spannend, denn das Wetter am Kap ist extrem wechselhaft. Wir stehen an der Strasse mit Blick aufs Wasser und trauen unseren Augen nicht. In einem ca. 1 km breiten Streifen reicht der Wind fürs 5,0er Segel und links und rechts daneben ist überhaupt kein Wind. In Witsands und Scarborough, zwei tollen Spots bei viel Swell, kommt er sogar aus der entgegengesetzten Richtung.
Platboom wartet oft mit grossen Wellen und rauhem Wind auf, wir haben dort viel Spass und sparen uns zwei neblige Tage am Blouberg Strand. Als wir wiederkommen und begeistert von Wind, Wellen und Sonnenschein berichten, gibt es verwunderte und neidische Gesichter.
Kapstadt und Umgebung
Tage ohne Wind und Wellen (gibt’s echt selten!!) kann man in Kapstadt problemlos überbrücken. Besonders lustig kann ein Besuch der Weinregionen, die ca. 60 km nördlich von Kapstadt beginnen, werden. Unzählige Weingüter, die fast alle eine Weinprobe für 5 – 10 Rand (ca.1-2 Euro) anbieten, laden zum munteren Testen der leckeren südafrikanischen Weine ein. Wir haben uns das Weingut „Mont Rochelle“ ausgesucht und dürfen uns mit leckeren Rot – und Weissweinen verwöhnen lassen. Die meisten von uns haben den ganzen Tag noch nicht viel gegessen und dementsprechend angetüdert verlassen wir das Weingut und geniessen die herrliche Berglandschaft und den blauen Himmel der Weinregionen.
Kapstadt hat ein grosses kulturelles Angebot: Jazzkonzerte, I – Max Kino, Theater, Festivals, Goa Parties und vieles mehr. Besonders beliebt ist bei uns das sonntägliche „Summer Sunset Concert“ im Botanischen Garten in Kirstenbosch. Auf der Rückseite des Tafelbergs, gibt es jeden Sonntag ab 16.30 Uhr von Oktober bis April Live – Konzerte jeglicher Art. Auf einem Hang mit Blick auf den Tafelberg geben sich Hunderte von Leuten diese Konzerte und lassen es sich gut gehen. Mit selbst mitgebrachtem Rotwein, Baguette und Leckereien kann man in Kirstenbosch, wenn kein Wind ist, sehr gut abchillen.
Später am Abend haben wir einige Versuche gestartet, um in Kapstadt feiern zu gehen. Bis auf einige Ausnahmen ist es bei den Versuchen geblieben, denn die Locations in Kapstadt sind doch meistens sehr schicki micki. Doch glücklicherweise sind die Geschmäcker verschieden und wer auf House Music abfährt, findet in der Innenstadt von Kapstadt, rund um die Strassen Long- und Loop Street reichlich Abgehmöglichkeiten. Wer gerne trommeln lernen möchte, sollte es nicht verpassen ins „Drum Café“ zu gehen. Man kann Trommeln ausleihen und bei „Jam – Sessions“ mitzumachen.
Henning, der begeistert Musik macht, hat sich auf dem „Greenmarket Square“ eine Trommel zugelegt. Der Greenmarket Square ist ein Platz in der Innenstadt von Kapstadt auf dem schwarze Händler ihre afrikanischen Werke verkaufen. Allerdings muss man den angegebenen Preis um mindestens die Hälfte herunterhandelt!!
Immer noch Flaute oder morgens keine Wellen? Wir schauen früh aus dem Fenster, checken die Wellen und entschliessen uns den 1000m hohen Tafelberg zu besteigen. Mit dem Auto fahren wir zur Talstation der Gondel, und steigen direkt unter der Gondel auf. Die zwischendurch nicht ganz einfache Kletterpartie wird mit wunderschönen Ausblicken auf Kapstadt, Robben Island ( die ehemalige Gefängnisinsel , die auch einen Touri – Ausflug wert ist) und Camps Bay belohnt.
Wem der Tafelberg immer noch zu niedrig ist, kann wie Steffi einen Tandemsprung beim „Cape Parachute Club“ aus 3000 m Höhe machen und dabei einen verhältnismässig günstigen und unvergesslichen Adrenalinkick in den Tag mitnehmen.
Die Natur und Tierwelt der Caperegion ist einzigartig. Beim Wellenreiten schwimmen Wale durch die Bucht, Robben surfen in den Wellen und bei einem Ausflug an das „Cape of Good Hope“, dem südwestlichsten Punkt Afrikas kommen wir in Boulders, dem Pinguindorf vorbei. Einige Kollegen im schwarzen Frack lassen sich von Henning zu lustigen Spielereien motivieren.
Auf dem Weg zum Kap laufen Strausse neben unserem Auto her, einzelne Nebelschwaden, die plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen, zeigen uns wie schnell das Wetter am Kap wechseln kann und weswegen dort so viele Schiffe untergegangen sind.
Abends steht in Südafrika das „Braai“ (afrikaans für Barbecue) auf der Tagesordnung. Alle lieben das gemütliche Zusammensitzen beim „braaien“ und ob mittags, nachmittags oder abends: gebraait wird fast jeden Tag. Bei fast allen Appartements oder Häusern ist ein „Braaistelle“ vorhanden. Holz fürs braaien kann man gut bei den vielen Strassenverkäufern, kaufen.
Allerdings muss man in Kapstadt nicht aufs Essengehen verzichten. Ganz im Gegenteil: Essengehen kostet ungefähr ein Drittel der hiesigen Preise. Unser Tip: Das „Panama Jacks“!! Nach einem langen Windsurftag ist es auch sehr nett, sich mit Freunden zum „Sundowner“ zu verabreden. Das “ Blue Peter Hotel“ zwischen Table View und Big Bay ist schön, um bei einem kühlen „Savannah“ oder „Hunters“ die Sonne im Meer versinken zu sehen.
Wer noch mehr Sightseeing machen will, ist am besten mit einem aktuellen Reiseführer bedient und wird viele Möglichkeiten finden, um die Tage auszufüllen.
Garden Route
Nach drei Wochen mit durchgehend tollen Windsurfbedingungen geht auch dem Cape Doc die Puste aus und der Wetterbericht kündigt vier Tage ohne Südost – Wind an. Schnell fassen wir den Plan mit Wellenreitern bepackt in Richtung Indischer Ozean aufzubrechen, um die aus Endless Summer berühmten Surfspots wie Jeffreys Bay und Cape St. Francis zu besuchen.
Nach und nach wird die Landschaft um uns herum grüner und grüner und wir sind fasziniert über die Abwechslung die uns die Natur Südafrikas zu bieten hat. Wir fahren durch total grüne und bewachsene Bergschluchten entlang der Garden Route, in Sichtweite immer der Indische Ozean, der mit vielen kleinen Buchten zum Wellenreiten einlädt, und verlassen das Auto zum ersten Mal im Tsitsikamma National Park. Wir gehen auf Erkundungstour und finden in der Tat die Hängebrücke über dem Stormsriver Mouth, für die der Park sehr bekannt ist. Am selben Abend fahren wir nach Cape St.Francis und finden im Dunkeln eine nette Jugendherberge: Seal Point BackPackers. Direkt am Strand finden die Südafrikanischen Meisterschaften im Longboarden statt und wir haben das Vergnügen, am nächsten Tag, trotz des auflandigen Windes, tolle Longboardaction zu beobachten. Weiter geht’s nach Jeffrey´s Bay. Auflandiger Wind und unsaubere Wellen veranlassen uns dazu, die zahreichen Surfläden und Factoryshops zu plündern. Wer sich einen Wellenreiter kaufen will, sollte sich auf jeden Fall in den vielen Shapewerkstätten in Jeffrey´s Bay umschauen und findet dort bestimmt ein günstiges Board. Ohne Geld, aber dafür mit viel neuem Spielzeug auf dem Dach kommen wir nachmittags doch noch in den Genuss einer kleinen Wellenreitsession und können erahnen, wie gut surfen am Indischen Ozean sein kann. Ein Delphinschwarm mit 15 Flippern, der zwischen uns herumschwimmt sorgt für Aufregung und Faszination auf dem Wasser.
Unser nächstes Ziel ist der ca. 80 km nördlich von Port Elizabeth gelegenen „Addo-Elefantpark“. Die Spannung steigt, denn keiner von uns hatte je einen der Big Five in wilder Natur gesehen. Gespannt fahren wir im Schneckentempo durch das Reservat und finden das erste Wasserloch.
überraschenderweise tauchen nach 5 Minuten ca. 30 Elefanten aus dem Gebüsch auf und trinken und duschen in aller Ruhe an dem Wasserloch, von dem wir nur 20 m entfernt und ohne Zaun, der uns von den Riesen trennt, im Auto sitzen. Wir sind fasziniert von diesen riesigen, schwerfälligen Tiere, die in freier Wildbahn vor uns stehen und so unglaublich friedlich wirken.
Mit diesen unvergesslichen Eindrücken machen wir uns auf den 850 km langen Rückweg nach Kapstadt, denn der „Southeaster“ soll wieder verlässlich pusten und wir freuen uns auf weitere zwei Wochen Windsurfen.
Tips & Tricks
Für viele ist Kapstadt nur als kriminellste Stadt der Welt bekannt, doch für uns ist Kapstadt eine der schönsten Städte auf der Welt! Man sollte allerdings einige Sachen beachten:
Es gibt in Kapstadt extreme Gegensätze zwischen Arm und Reich, doch wer nicht in die Townships geht und sich normal verhält, setzt sich auch keinerlei Gefahr aus. In den Vororten Kapstadts, wie Milnerton oder Tableview wohnt man so sicher wie zu Hause.
Es gibt an fast jeder Tankstelle Bankautomaten, die auch mit unserer EC- Karte funktionieren. Aus unserer Erfahrung sollte man nie alleine zum Geldautomaten gehen, da man ziemlich schnell von Trickdieben ausgetrickst wird und plötzlich ohne EC – Karte dasteht.
Wer im Urlaub nicht auf sein Handy verzichten will kann vor Ort günstige Prepaidkarten kaufen und ist via Call by Call Nummer aus Deutschland erreichbar.
Einkaufen ist in Südafrika auch sehr günstig. Nur wer Nutella zum Leben braucht, sollte das „schwarze Gold“ lieber in rauhen Mengen im Handgepäck mittransportieren.
Zum Einkaufen gibt es in der Nähe den riesen Supermarkt „Pick´n´Pay“, für Obst und Gemüsefanatiker ist „Fruit and Veg“ in Tableview die richtige Adresse, und wer lange und ausgiebig shoppen will, kann das in der neuen Riesen – Shoppingmall “ Century City“ tun.
Für diejenigen die noch nie in Kapstadt waren und auch niemand kennen oder nur auf einem Kurztrip unterwegs sind, ist das Surfhostel die beste Adresse. Chris und Bernd, seit 3 Jahren in Kapstadt, haben einige Gästehäuser zu vermieten und kümmern sich liebevoll um ihre Gäste.
Bei Crashs, ob Windsurfmaterial oder sonstigen Verletzungen gibt es einige gute Anlaufstellen: Für Segel- und Boardreparaturen gibt es „Second Wind“ an der R 27 Richtung Kapstadt direkt bei der Shell Tankstelle. Für andere Verletzungen ist die „Milnerton Medi Clinic“ zu empfehlen.
Autor
Steffi Wahl
Fotos
S.W. / H.T, Headerbild red.