Kurzinfo
Geeignet für: Windsurfer, Kitesurfer
Revier: Flachwasser, Welle
Windrichtung: beste keine Angabe, fahrbar keine Angabe
Teil der 11 monatigen Reise von Sten & Grit Uhlig um die Welt
Fuer uns ist der Subkontinent, dessen Staedte mehr Einwohner haben als mancher europaeische Staat, ein Land fuer den zweiten Blick. Nach einem anfaenglichen Kulturschock entdecken wir nach und nach die Schoenheit Indiens – manchmal versteckt tief in den Bergen, manchmal so offensichtlich, dass man einfach nur ein zweites mal hinschauen muss.
Bei unserer Ankunft mitten in einer dunklen Novembernacht heisst uns Mumbai alles andere als willkommen. Schon als wir am Flughafen versuchen, ein Taxi zu bekommen, lernen wir mehr ueber die indische Art Schlange zu stehen. Wer am meisten schiebt, wird zuerst bedient. Das Taxi Marke Pal in das wir dann einsteigen ist die automobile Reinkarnation der 50er Jahre. In ganz Mumbai schiebt sich kaum ein anderes Auto als sie schwarz/gelben Klapperkisten – eins beuliger als das andere – durch die Stadt. Mit lautem Rasseln geht es Richtung Zentrum. Die Strassenlaternen werfen ein diffuses Licht durch den Staub in der Luft und beleuchten die ueberall am Strassenrand vor ihren Huetten schlafenden Menschen. Der Staub auf ihrer Kleidung hat sie Eins mit der Strasse werden lassen. bibergrosse Ratten huschen durch die Nacht.
Tagsueber geht es hier ganz anders zu. Autokarawanen schieben sich durch die Strassen. Laut hupend um anzuzeigen: ‚In diese Luecke, die eigentlich viel zu schmal fuer mich ist, werde ich mich gleich reinquetschen. Aussenspiegel haben die schwarz/gelben Taxen schon lange nicht mehr. Ob sie einem Radfahrer, einem Fussgaenger oder einer der vielen Kuehe zum Opfer gefallen sind, die allesamt zwischen den Autos ums Ueberleben kaempfen, wage ich nicht zu sagen. Hier die Strasse zu ueberqueren, ist in etwa so aussichtsreich, wie Hindi-Schriftzeichen zu entziffern. Wo wir schon bei der naechsten Herausforderung sind. Bahntickets kaufen. Indien hat ein hervorragendes Eisenbahnnetz. Jeder Zug hat eine Auswahl an bis zu fuenf Klassen und die Ziele an den Anschlagtafeln sind meist in Hindi angegeben. Man sollte tunlichst genau wissen, wohin man wann mit welchem Zug in welcher Klasse fahren moechte und auf jeden Fall vier bis fuenf Alternativen parat haben, falls die erste Wahl bereits ausgebucht ist. Sonst stellt man sich bei jeder vom Fahrkartenverkaeufer mit nein beantworteten Frage von hinten an, was das Kaufen eines Tickets schonmal auf vier Stunden ausdehnen kann. Um diese Erfahrung reicher und stolz unser Zugticket in der Hand haltend, machen wir uns auf den Weg Richtung Noerden. Das Ziel ist der Himalaya.
Auf dem Weg dorthin entdecken wir einige der unzaehligen Plaetze in Indien, die mit dem Siegel Weltkulturerbe versehen sind. Die Ajanta und Ellora Caves in Maharashtra – aus dem Fels geschlagenen buddhistische und hinduistische Tempel – mehrere tausend Jahre alt – eine unvorstellbare Arbeit.
Den zauberhaften Taj Mahal. In vielen Buechern als Monument der Liebe bezeichnet, zieht einen das strahlend weisse Bauwerk besonders bei Sonnenaufgang in seinen Bann, wenn erst wenige Besucher durch die Gaerten flanieren. Das Wunderwerk an Symmetrie wurde vor knapp 400 Jahren von Emperor Shah Jahan als Grabstaette fuer seine verstorbene Frau gebaut. Mehr als 20 Jahre haben 20.000 Arbeiter aus ganz Asien und Spezialisten aus Europa an diesem Marmormonument gearbeitet.
Weiter geht es Richtung Norden ueber Delhi (unvorstellbar, aber noch lauter, quirliger und voller als Mumbai) und Haridwar. Haridwar ist eine der heiligsten Staedte Indiens. Direkt an der Stelle gelegen, an der der Ganges aus dem Himalaya fliesst, ist es eine der wichtigsten Pilgerstaetten der Hindus.
Interessantes Treiben. Aber jetzt wird es langsam Zeit fuer etwas Ruhe. Frueh geht es auf zu unserer Trekkingtour in den Himalaya. Mit einem alten Ambassador (dem grossen Bruder der Mumbai Taxis) kutschiert uns unser zahnloser Fahrer (selbstfahren in Indien ist lebensmuede) gemeinsam mit dem Guide Kundan (einem richtigen Bergfex) und seinem Cousin Babalou die steilen kurvigen Strassen auf und ab Richtung Har-Ki-Dun Trek. Schon die Fahrt ist eine Reise wert. Auch wenn die motorisierte Version davon schon etwas frueher als geplant endet. Die Strasse ist durch einen Erdrutsch blockiert. Das heisst laufen. Der ein oder andere Masala Chai am Strassenrand haelt uns bei Kraeften. Nach einem Drittel der Strecke findet sich ein Jeepfahrer, der sich mit uns durch die helle Mondnacht wagt, um uns die letzten 8km nach Taluka zu holpern.
Die Zelte sind trotz der eisigen Kaelte hier oben schnell aufgebaut. Dann geht es zum Abendessen in die Dorfkneipe. Betrieben von einer Nepalifamilie ist die Feuerstelle unter einem improvisierten Dach genau das was wir uns vorgestellt hatten. Offene, unverbrauchte Menschen haben sich hier versammelt, um das leckere Dal (einheimisches Linsengericht), das Roti (Fladenbrot) und das Sabzi (Gemuese aller Art) zu geniessen. Ist das toll hier! Nur die Nacht war bitterkalt. Am naechsten Tag erwachen wir mitten im Nirgendwo. Nach einem Berg von leckeren Parathas (Fladenbrot gefuellt mit einer Gemuesemasse) machen wir uns auf den Bergauf-Bergab-Trek entlang des reissenden Har-Ki-Gad.
Immer wieder kommen wir durch an den Berg geklebte Doerfchen mit wunderschoenen Holz-Stein-Haeusern. Die freundlichen Bewohner staunen ueber ihr eigenes Bild auf dem Kameradisplay. anstrengend ist der Weg mit seinen hohen Steinstufen. Aber wer nimmt das fuer solche Erlebnisse nicht gerne in Kauf. Nach sechs Stunden erreichen wir unseren Schlafplatz. Osla – den letzten Ort im Tal, eineinhalb Tagesmaersche von der naechtsten Strasse entfernt.
Die Dachsteine der huebschen Holzhaeuschen schimmern im Sonnenuntergang. Fuer die vielen Kinder des Dorfes sind wir die Attraktion. Sie folgen uns auf Schritt und Tritt und laufen lachen davon, wenn wir sie ansprechen. Aber das klappern ihrer kleinen Gummistiefel verraet sie, wenn sie sich wieder anschleichen. Den Abend verbringen wir mit Janak – einem Himalayabauern – und seiner Familie am Feuer. Sie kochen Dal, Sabzi und Chapati fuer uns. Bei Zuckerrohrwein erzaehlen sie vom Leben in den Bergen. Wir nehmen einen extrakraeftigen Schluck vom Wein, denn Stens Bruder wird heute 40! Schlafen duerfen wir im zweiten Zimmer des Hauses ueber dem Schafstall. Biowaerme.
Am naechsten Tag steht Har-Ki-Dun und zurueck nach Osla auf dem Plan. Von 2.500m auf 3.500m, 23km, bergauf, bergab. Der Weg ist traumhaft. Hoch ueberm kristallklaren Fluss mit gigantischen Blicken zurueck ins Tal und nach vorne auf schneebedeckte 6.000er Riesen. Auf unserem dreistuendigen Weg treffen wir nur ein paar Schaefer. Ihre Hunde tragen 20cm breite Metallhalsbaender, um sie vor Leopardenangriffen zu schuetzen. Har-Ki-Dun ist ein Platz nur ein Stueck ueber dem Fluss, eingerahmt von massiven Gletschern. Ein paar Huettchen sorgen fuer Alpenidylle. Wie gerne wuerden wir hier noch etwas bleiben. Aber langsam kriecht die Kaelte in unsere Knochen. Wir wandern zurueck ins Dorf und koennen zuschauen, wie die Kinder Schafe und Ziegen nach Hause treiben. Was fuer eine Zeitreise.
Der Rueckweg in die Gegenwart dauert 2 Tage. Zunaechst ein wenig Kraxelei, dann eine haarstraeubende Jeepfahrt (Wie passt nur das Auto auf die extrem schmale Strasse, die auf der rechten Seite 300m senkrecht abfaellt?), bis wir unseren zahnlosen Fahrer wiedertreffen. Er hat die letzten drei Tage im Auto auf uns gewartet – hart! Als wir gerade an einem der vielen leuchtend gruen-gelben Terrassenfeldern vorbeifahren, kracht es unterm Ambassador. Der Stossdaempfer ist kaputt. Kein Problem – der Zahnlose baut ihn einfach aus. Und so huepfen wir durch jede Kurve zurueck in die Zivilisation.
Dort angekommen freuen wir uns ueber eine heisse Dusche. Wie so oft aus dem Eimer, aber am Ende ist es die Waerme, die wir brauchen. Darum geht es gleich Richtung Sueden. Einen kurzen Stopp in Rajasthan, dem Staat der bunten Turbans und Saris, nutzt Sten dazu, einmal auf einer klassischen „Royal Enfield“ (das Zweiradaequivalent zu Mubais Taxis) zu fahren – wenig Power, aber viel Stil. Er teilt sich die Strassen mit Ziegenherden und Kamerlkarren. In Delhi stecken wir unsere Nasen in einen kunterbunten Gewuerzmarkt und in Mumbai entdecken wir die Reste der Kolonialarchitektur. Die Hauptpost und der Victoriabahnhof erinnern eher an maechtige Kathedralen als an das was sie sind. Beeindruckend.
Eine Nachtfahrt spaeter stehen wir dann endlich in der Waerme – am Strand, alleine, unter Palmen, in Tarkali Beach. Und der aufkommende Wind laesst uns sofort vergessen, dass unser Tuk Tuk gerade ein Rad verloren hat. Mitten auf der Strasse, mitten in einer Abfahrt. Wen stoerts? In kuerzester Zeit haben wir die Kites aufgepumpt und sind auf dem Wasser. Mit Blick auf Palmen, perfektem Wind und im Shorty. Was will man mehr? Die Zuschauermenge am Strand waechst mit jedem Schlag und kaum wieder im Trockenen werden Kites und Boards von einheimischen Fischern und hier Urlaub machenden Polizisten und Boersenmaklern inspiziert. Schon sind wir im Gespraech. Erfahren mehr von indischer Kultur als in den gesamten drei Wochen vorher und werden geloechert mit Fragen ueber Deutschland.
Wegbeschreibung
Mit dem Zug ca. 8 Stunden von Bombay nach Sueden bis Mumbai. Von dort mit dem Tuk Tuk eine Stunde nach Tarkarli.
Spotbedingungen
Wind
Thermik – jeden Tag ab ca. 13 Uhr erreicht gegen 15 Uhr an bessern Tagen ca. 15 Knoten – schraeg onshore von rechts.
Wasser
Warm, relativ sauber.
Spot
Es gibt kilometerlang Platz zum Schweine fuettern und Ihr seid sicher die einzigen Kiter hier ;). Das Meer ist eher ruhig.
Temperatur
Lycra und Boardshort reichen.
Meistgefahrene Kites
16qm